Über 25 Inkubatoren und Acceleratoren, die Gründer kennen sollten
Wer als innovativer Gründer tatkräftige Unterstützung von Experten benötigt, sollte die Bewerbung bei einem Inkubator und Accelerator in Betracht ziehen.
Bei der Umsetzung der eigenen Geschäftsidee gibt es viel zu beachten. Unerfahrene Start-up-Gründer können trotz einer großartigen Idee für ein Start-up scheitern, da sie beispielsweise den Markt falsch einschätzen oder der Zugang zu Lieferanten und Vertriebspartnern fehlt. Und dann gibt es da natürlich auch noch das liebe Geld, ohne das Gründer in der ertragsschwachen Anlaufphase geringe Chancen haben. In der ersten Finanzierungsphase helfen Acceleratoren und Inkubatoren.
Alles über Acceleratoren, Inkubatoren und Company Builder
1. Inkubatoren und Acceleratoren unterstützen Start-ups in der Frühphase
Start-up-Gründer können zu ihrer Finanzierung zwar auf einen Business Angel oder VC-Fonds zurückgreifen. Das eingebrachte Know-how und der Zugang zu einem nützlichen Netzwerk halten sich hier allerdings in Grenzen. Stattdessen empfiehlt es sich für Start-ups in der Anfangsphase, sich bei einem Inkubator oder einem Accelerator zu bewerben. Diese Einrichtungen bieten ein ausgearbeitetes Programm, Infrastruktur und oft auch finanzielle Hilfe für die Frühphase eines Start-ups an, bevor das Unternehmen an den Markt geht.
Zwar sind die Grenzen zwischen Acceleratoren (was soviel wie „Beschleuniger" bedeutet), Inkubatoren („Brutkästen") und Company Builder („Brutkästen") fließend, dennoch lassen sich einige Unterschiede festhalten:
Acceleratoren
Acceleratoren („Beschleuniger“) unterstützen Start-ups meist nur für drei bis sechs Monate in der Gründungsphase und beim Markteintritt. Dazu gibt es eine Geldspritze von wenigen 10.000 Euro, für die teilweise ein Anteil am Unternehmen verlangt wird, teilweise aber auch nicht.
Inkubatoren
Dagegen konzentrieren sich Inkubatoren („Brutkästen“) auf einen längerfristigen Investitionshorizont und sind daher auch bereit, deutlich höhere Summen zu investieren.
Company Builder
Company Builder („Unternehmensbauer“) schaffen die Start-ups, in die sie investieren, gleich selbst und hoffen, dass einige davon erfolgreich wachsen.
Sowohl Inkubatoren als auch Company Builder übernehmen Teile der operativen Geschäftsaufgaben der Start-ups wie Marketing, PR, HR oder die Buchhaltung, womit sich die Gründer voll auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.
Nachfolgend stellen wir die wichtigsten Acceleratoren, Inkubatoren und Company Builder in Deutschland vor.
2. Accelerator-Programme in Deutschland 2022
In einem Accelerator durchlaufen Start-ups ein festgelegtes Programm mit dem Ziel, die Umsetzung der Geschäftsidee zu beschleunigen. Innerhalb eines festgelegten Zeitraums − häufig drei bis sechs Monate − werden die Start-ups intensiv von Experten bei der Ideenentwicklung und -umsetzung betreut. Häufig werden Büroräume und ein gewisses Grundkapital zur Verfügung gestellt. Für das Start-up ist solch ein Accelerator-Programm in der Regel kostenlos. Manchmal müssen jedoch kleine Anteile am Unternehmen an den Accelerator abgegeben werden. Oft wird ein Accelerator von einem Konzern initiiert, um Innovationen zu fördern, die sich Konzernintern nur mühsam umsetzen ließen.
4C Accelerator
- Betreiber: Medical Innovations Incubator, Stiftung für Medizininnovationen in Tübingen
- Konditionen: Bewerben können sich Start-ups aus den Bereichen Medical Devices, Therapeutics, Diagnostics und Digital Health
- Fokus-Themen: Medizinische Life Science
- Angebot: Es werden Kenntnisse in den sogenannten „4C“ vermittelt: Commercialisation, Certification, Clinical Studies und Copyright
agile accelerator
- Betreiber: EON
- Dauer: 3 Monate
- Konditionen: 22.000 Euro
- Fokus-Themen: Energie
- Angebot: Mentoring/Training und Zugang zu Investoren. Büroräume in Düsseldorf, Berlin und Essen verfügbar.
APX
- Betreiber: Axel Springer und Porsche
- Dauer: 3 Monate
- Konditionen: 50.000 Euro für 5 Prozent der Anteile, später bis zu 500.000 Euro
- Fokus-Themen: Über 20 verschiedene Branchen
- Angebot: Zugang zu Experten, Mentoren und Investoren
Content Shift Accelerator
- Betreiber: Börsenverein des deutschen Buchhandels e.V.
- Konditionen: 10.000 Euro
- Fokus-Themen: Content-Branche
- Angebot: Mentoring, Coaching und Kontakte
Cyberlab: IT Accelerator des Landes Baden-Württemberg
- Betreiber: Land Baden-Württemberg und Karlsruher Institut für Technologie
- Dauer: 3 Monate
- Konditionen: kostenfrei
- Fokus-Themen: IT, Künstliche Intelligenz, IT-Security und Smart Production
- Angebot: Workspace, Mentorin, Coaching und Zugang zum Netzwerk
DB mindbox
- Betreiber: Deutsche Bahn
- Dauer: 100 Tage
- Konditionen: Variieren nach den jeweiligen Ausschreibungen. 25.000 Euro ohne Anteile.
- Fokus-Themen: Technologien, Anwendungen und Geschäftsideen, die das Potenzial mitbringen, die Deutsche Bahn voranzubringen.
- Angebot: Unterstützung von Start-up-Managern, Coaching, Coworking-Space.
German Accelerator
- Betreiber: German Entrepreneurship, finanziert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
- Dauer: individuell auf das jeweilige Unternehmen angepasst
- Konditionen: kostenlos
- Fokus-Themen: Start-ups, die den Markteintritt in die USA oder in Asien planen
- Angebot: Büroräume vor Ort, Workshops, individuelles Mentoring durch Experten, ein breites Netzwerk von Geschäftspartnern und Investoren
Master Accelerator
- Betreiber: German Entrepreneurship GmbH
- Konditionen: Kostenlos. Keine Anteile werden erworben
- Fokus-Themen: Start-ups in der Früphase aus allen Branchen
- Dauer: 6-monatiges Programm (wird zweimal im Jahr durchgeführt)
- Angebot: Seminare, Coaching, Büroräume in München (Balanstraße)
Media Tech Hub Accelerator
- Betreiber: Hasso-Plattner Institut, Filmuniversität Babelsberg, Uni Potsdam
- Dauer: 6 Monate
- Konditionen: Keine Gebühren, keine Anteile
- Fokus-Themen: Tech orientierte Medien
- Angebot: Coworking Space in Potsdam oder Berlin, Mentoring, Events, Fundraising
Merck Accelerator
- Betreiber: Merck
- Dauer: 3 Monate
- Konditionen: bis zu 50.000 Euro
- Fokus-Themen: Healthcare, Life Science, Electronics, Liquid Biopsy, Clean Meat
- Angebot: Individuelle Unterstützung und Coaching, Zugang zu Merck Innovation China Hub in Shanghai.
Next Media Accelerator
- Betreiber: Rund 30 Medienunternehmen aus Deutschland und Österreich
- Dauer: 6 Monate in Hamburg
- Konditionen: 0 Euro für 3 Prozent der Anteile, 25.000 Euro für 5 Prozent der Anteile und 50.000 Euro für 10 Prozent der Anteile.
- Fokus-Themen: Medien, Marketing
- Angebot: Maßgeschneidertes Coaching, Kontakt zu 150 Experten, Medien und Investoren.
Seven Accelerator
- Betreiber: ProSiebenSat.1
- Dauer: keine Angabe
- Konditionen: 1,3 Mio. Euro für Werbung in TV, Online etc.
- Fokus-Themen: Medien, Unterhaltung, E-Commerce, Internet der Dinge, Gesundheit, FinTech und Smart Home sowie im B2B-Bereich Ad-Tech und Onlinevideo.
- Angebot: Büroräume, Coaching, Mentoring, Networking
SpinLab – The HHL Accelerator
- Betreiber: Leipzig Graduate School of Management
- Dauer: bis zu 6 Monate
- Konditionen: bis zu 15.000 Euro
- Fokus-Themen: Keine Einschränkungen
- Angebot: Büroräume, Coaching, Mentoring, Networking
Startupbootcamp Digital Health Berlin
- Betreiber: Sanofi, Munich Re, Berlin Institute of Health, Apobank etc.
- Dauer: 3 Monate
- Konditionen: 15.000 Euro
- Fokus-Themen: Digitale Lösungen im Medizin-Umfeld
- Angebot: Zugang zu Unternehmen, Büroräume in Berlin, Mentoring, Zugang zu Investoren
TechFounders.com
- Betreiber: Aldi Nord/Süd, Festo, Knorr-Bremse, Miele
- Dauer: 20 Wochen
- Konditionen: 25.000 Euro, ohne Beteiligung
- Fokus-Themen: Tech
- Angebot: Coaching/Mentoring, Büroräume, Zugang zum High-Tech-Workshop
Tech Stars Berlin Accelerator
- Betreiber: Martin Schilling
- Dauer: 3 Monate
- Konditionen: 20.000 Dollar für 6 Prozent der Anteile / Wandeldarlehen über 100.000 Dollar verfügbar
- Fokus-Themen: Start-ups in der Frühphase
- Angebot: Mentorship, Büroräume in Berlin, Unterstützung bei Buchhaltung und rechtlichen Fragen
TRIP Accelerator
- Betreiber: Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT)
- Konditionen: 4500 Euro Startgeld / Mögliche Investition bis 100.000 Euro
- Fokus-Themen: Für Start-ups mit Bezug zu Thüringen
- Dauer: 6 Monate (Verlängerung um 3 Monate möglich)
- Angebot: Expertise, Workshop, Budget und Vernetzung mit Investoren
Wayra Germany
- Betreiber: Telefónica
- Dauer: keine Angabe
- Konditionen: 25.000 Euro, keine Anteile
- Fokus-Themen: Internet, Technologie, Cybersecurity, FinTech
- Angebot: Büroräume in München, Treffen alle zwei Wochen, Coaching und Mentoring.
Xcelenterpreteurs
- Betreiber: Metro Group
- Dauer: keine Angaben
- Konditionen: keine Angaben
- Fokus-Themen: Hospitality Tech, Retail Tech, Food Tech
- Angebot: keine Angaben
3. Die wichtigsten Inkubatoren in Deutschland 2022
Ein Inkubator ähnelt einem Accelerator in vielen Punkten, manchmal ist eine Unterscheidung gar nicht möglich. Inkubatoren sind meistens auf einen längeren Zeitraum ausgelegt und die Summe des investierten Kapitals fällt in der Regel höher aus.
1st Mover
- Betreiber: 1st Mover Management GmbH
- Konditionen: bis zu 100.000 Euro Frühphasenfinanzierung
- Fokus-Themen: digitale Geschäftsmodelle
- Angebot: Coaching, Mentoring, Hilfe bei der Investorensuche
DvH Ventures
- Betreiber: Holzbrinck-Gruppe
- Konditionen: 500.000 bis 2 Mio. Euro Investment
- Fokus-Themen: Digital Health, Education, Financial Services, Digital Innovations
- Angebot: Management-Beratung, Zugang zu Investorennetzwerk, Zugang zu Medien der Holzbrinck-Gruppe (Media-for-Equity-Program)
hub:raum
- Betreiber: Deutsche Telekom
- Konditionen: bis zu 300.000 Euro
- Fokus-Themen: Telekommunikation, Künstliche Intelligenz, Internet of Things
- Angebot: Coworking Space, Zugang zu Daten und Dienstleistungen der Telekom
Main Incubator
- Betreiber: Commerzbank
- Konditionen: 250.000 bis 2 Mio. Euro
- Fokus-Themen: FinTech, Big Data, Künstliche Intelligenz und Internet of Things
- Angebot: Büroräume, Unterstützung bei der Projektentwicklung, Beratung und Zugang zum Netzwerk
Project A Ventures
- Betreiber: keine Angaben
- Konditionen: Seed und Series A-Finanzierung von 1 bis 8 Mio. Dollar
- Fokus-Themen: digitale Innovationen
- Angebot: Unterstützung in Marketing, Development, Vertrieb, Kommunikation, Recruitment und Data Science.
RootCamp
- Betreiber: SpinLab – The HHL Accelerator & K+S
- Dauer: 3 bis 12 Monate
- Konditionen: 10.000 bis 50.000 Euro
- Fokus-Themen: AgriFood Tech
- Angebot: Top Level Know-How, Netzwerk, 24/7 Office Zugang, flexibles Programm, Coaching & Mentoring, Pilot Projekt
4. Hochschul-Inkubatoren als Alternative
Für Studenten und Unimitarbeiter lohnt sich ein Blick auf Hochschul-Inkubatoren, von denen ihr einige in unserem Hochschulbereich findet. Möchtet ihr mit deutlich mehr Kapital richtig durchstarten, dann könnte ein Business Angel oder ein Venture Capital-Fonds der richtige Ansprechpartner sein. Nutzt zur Investorenansprache ein Pitch Deck, das viele Kapitalgeber sogar gegenüber einem Businessplan bevorzugen.
XPRENEURS
- Betreiber: UnternehmerTUM GmbH, Europas größtes Zentrum für Gründung und Innovation der TU München
- Erfolge: 189 Start-ups seit Mai 2017 inkubiert, darunter air up, Isar Aerospace, Capmo und TWAICE. 2 von 3 XPRENEURS-Start-ups erhalten eine Risikokapitalfinanzierung und bis heute haben sie über 905 Millionen Euro aufgenommen. Über 2.300 Arbeitsplätze wurden so geschaffen.
- Fokus-Themen: Start-up Inkubation, Technologie-Innovationen, High-Tech-Start-ups (Künstliche Intelligenz, Mobilität, SaaS, HealthTech, Nachhaltigkeit, BioTech, FinTech, Luft- und Raumfahrt, Robotik, Industrie 4.0 / PropTech, AgTech / Food)
- Angebot: Networking, 1:1-Mentoring, Zugang zu Investorennetzwerk und Branchenkontakten, kostenlose Büroräume, Zugang zur Hightech-Werkstatt MakerSpace, keine Anteile abgeben.
5. Company Builder stark im Kommen
Zuletzt haben viele Inkubatoren ihr Geschäftsmodell angepasst, indem sie ihren Fokus auf den Aufbau eigener Unternehmen gesetzt haben: Also mehr eigene Ideen umsetzen und mehr eigene Mitarbeiter in die entsprechenden Geschäftsführerpositionen entsenden. Man kann sich bei einigen dieser sogenannten Company Builder mit seiner Idee zwar immer noch bewerben, allerdings fällt die Entscheidungsfreiheit für die Gründer hier deutlich geringer aus, da erhebliche Unternehmensanteile abgegeben werden müssen.
Finleap
Bei Finleap handelt es sich um einen Berliner Company Builder, der auf FinTechs spezialisiert ist. Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als größten FinTech Hub in Europa. Zum Kreise der Investoren gehören u.a. talanx, Hannover Rück, Deutsche Börse, Visa und ING.
Hanse Ventures
Hanse Ventures ist ein Company Builder aus Hamburg. Das Unternehmen nimmt jährlich drei Start-ups auf, beschäftigt über 500 Mitarbeiter in seinen Portfolio-Unternehmen und hat über 80 Finanzierungsrunden gestemmt. Hanse Ventures bietet ein Produktteam, ein Marketing Team, ein Business Intelligence-Team und ein HR-Team.
Otto Group Digital Solutions
Bei Otto Digital Solutions handelt es sich um die Holding der Otto-Group für digitale Dienstleistungen.
Zu Otto Group Digital Solutions
Rocket Internet
Rocket Internet wurde 2007 von den Brüdern Marc, Oliver und Alexander Samwer gegründet und ist ein Schwergewicht im deutschen Internetgeschäft.
Team Global
Team Global ist das Unternehmen von Lukasz Gadowsky, das aus dem ehemaligen Team Europe hervorgegangen ist. Schwerpunkte liegen auf den Bereichen Mobility, Clean Aviation und Clean Energy.
6. Fazit: Gute Alternative zu anderen Frühfinanzierungen von Start-ups
Acceleratoren und Inkubatoren stellen eine gute Möglichkeit dar, um die Frühfinanzierung eines Start-ups mit Coaching und Mentoring zu verbinden. Damit stellen sie eine Alternative zu Business Angels dar.
Überdies gehen immer mehr dieser Einrichtungen dazu über, ihre Start-ups langfristig zu begleiten und zu finanzieren.
Eine gute und womöglich günstigere Alternative stellen die hochschuleigenen Inkubatoren dar. Diese sind besonders für diejenigen Gründer eine gute Anlaufstelle, die direkt von der Uni kommen.
Doch wie ansonsten auch gilt es darauf zu achten, nicht zu früh zu viele Anteile am eigenen Unternehmen abzugeben. Das stößt spätere Investoren ab und kann Gründer um die Früchte ihrer Arbeit bringen.