So findest du eine Geschäftsidee für dein Start-up

Eine Start-up-Idee zu finden, stellt kein Hexenwerk dar. Vielmehr gibt es Kriterien, die jedes gute Konzept erfüllen muss.

Am Anfang einer jeden Gründung steht die Geschäftsidee. Doch wie findet man diese? Und was gilt es beim Brainstorming zu beachten? In diesem Beitrag klären wir diese und weitere Fragen und zeigen, wie Start-up-Gründer Schritt für Schritt zur eigenen Geschäftsidee gelangen.

Die besten Start-up-Ideen
Eine Start-up-Idee ist erst gut, wenn sich mit ihr Geld verdienen lässt. (Photo by Mika Baumeister on Unsplash)

1. Start-up-Ideen filtern

Ob unter der Dusche, beim Blick aus dem Zugfenster oder der täglichen Joggingrunde: Gelegentlich kommen einem mehr oder weniger gute Geschäftsideen in den Sinn. Der erste Schritt besteht daher darin, diese Ideen zu filtern. Folgende Fragen erleichtern dabei die Priorisierung:

Bedient meine Geschäftsidee eine Nachfrage des Marktes?

Dazu muss eine Marktanalyse angestellt werden. Wie groß fällt das Marktvolumen für das Produkt bzw. die Dienstleistung aus? Welches sind die relevanten Mitbewerber? Dabei gilt es nicht auf die direkte Konkurrenz zu achten, sondern auch auf potenzielle oder ausländische Wettbewerber, die mit wenig Aufwand in den Markt eindringen können. Daraus lässt sich abschätzen, wie hoch der eigene Marktanteil ausfällt.

Wenn ein Nischenmarkt wie etwa Spielzeug für Meerschweinchen nur ein Marktvolumen von 10 Mio. Euro jährlich ausmacht und der realistische Marktanteil bei 2 Prozent oder 200.000 Euro liegt, dann stellt sich schon die Frage, ob es sich bei der Geschäftsidee nicht doch eher um eine Schnappsidee handelt.

Zur Weiterentwicklung einer Geschäftsidee hat sich die Business Model Canvas bewährt, die mit einfachen Mitteln die Kernpunkte einer guten Geschäftsidee visualisiert.

Genauer: Löst die Geschäftsidee ein Problem der anvisierten Kundengruppe?

Dabei handelt es sich um die klassische Frage, die jeder Start-up-Gründer bei einem Investorenpitch beantworten muss: Welches konkrete Problem hat eine hinreichend große Kundengruppe und wie kann eure Geschäftsidee es lösen? Selbst wenn diese Frage überzeugend beantwortet wird, kann es sich dennoch um eine schlechte Geschäftsidee handeln. Denn weiter muss geprüft werden, ob diese Kundengruppe für die angebotene Lösung auch zu zahlen bereit ist. Eben dieser Punkt wird von manchem begeisterten Start-up-Gründer vernachlässigt.

Experten empfehlen ein Minimalprodukt, das Minimum Viable Product, zu erstellen, um so den Markt anzutesten und das Produkt mithilfe des Kundenfeedbacks nachfragegerecht weiterzuentwickeln.

Passt die Geschäftsidee zum Gründerteam?

Auch wenn es vielleicht sonderbar klingt: Die letzte Frage ist besonders wichtig. Denn wenn sich das Gründungsteam nicht mit der eigenen Geschäftsidee identifizieren kann, dann schwindet die Motivation rasch. Überzeugte Veganer sollten vielleicht nicht gerade einen Online-Vertrieb für argentinische Steaks aufziehen.

2. Nicht jede Geschäftsidee ist für jeden geeignet

Die eigene Persönlichkeit ist der Schlüssel zum langfristigen Gründungserfolg. Wer intrinsisch motiviert, das heißt aus eigenem Antrieb heraus, handelt bzw. gründet, ist glücklicher, leistungsfähiger und lernbereiter als jemand, der ausschließlich extrinsisch motiviert ist − also nur ans Geld denkt.

Checkliste

Wenn du diese Frage nicht eindeutig beantworten kannst, helfen dir möglicherweise diese vier Teilfragen weiter:

  • Warum möchte ich mich selbstständig machen?
  • Was sind meine Stärken und was meine Schwächen?
  • Woran erfreue ich mich?
  • Welches übergeordnete Ziel habe ich im Leben?

3. Gründungsideen richtig einordnen

Die Einordnung deiner Ideen sollte in zwei Kategorien erfolgen: verbesserte und neue Geschäftsideen. Auch diese lassen sich mit ein paar Fragen genauer analysieren.

Fragen zu verbesserten Geschäftsideen

Eine verbesserte Geschäftsidee zeichnet sich dadurch aus, dass das Produkt oder die Dienstleistung das Problem eines Kunden besser löst als das Produkt bzw. die Dienstleistung der Konkurrenz. Generell muss der Kundennutzen im Mittelpunkt der Überlegungen stehen. Das gilt besonders für verbesserte Geschäftsideen. Folgende Fragen sollte man rechtzeitig beantworten:

  • Welches Problem könnt ihr besser lösen als eure Konkurrenten?
  • Lassen sich bereits existierende Lösungen verbessern?
  • Warum wurden die bereits existierenden Lösungen bisher nicht optimiert?
  • Ist unsere optimierte Lösung gut genug, um Kunden zum Wechseln zu animieren?

Fragen zu neuen Geschäftsideen

Eine neue Geschäftsidee zeichnet sich dadurch aus, dass sie das Problem einer Kundengruppe löst, für das es bislang keine Lösung gibt. Dabei ist eine Neugründung mit hohem Risiko verbunden. Allerdings ist die Konkurrenz meist deutlich geringer als bei verbesserten Geschäftsideen. In jedem Fall sollten Start-up-Gründer ihre Gedanken verschriftlichen und genau abwägen, welche Ideen sich umsetzen lassen.

Auch hier helfen Fragen bei der Einordnung:

  • Für welches Problem gibt es noch keine Lösung?
  • Für welche Zielgruppe ist das Problem relevant?
  • Gibt es eine aktive Nachfrage nach eurer Lösung?
  • Warum gibt es bisher keine Lösung für das Problem?

4. Fünf Beispiele aus den Top50-Start-ups

Bei der Ideenfindung hilft es meist schon weiter, wenn man sich erfolgreiche Start-up-Gründungen genau anschaut und sich von ihnen inspirieren lässt. Aus diesem Grunde stellen wir hier exemplarisch fünf Top50-Start-ups aus ganz unterschiedlichen Branchen vor. Allesamt lösen Probleme der Gegenwart – teils mit verbesserten, teils mit neuen Produkten oder Dienstleistungen.

Phytoprove
Die App für die perfekte Pflanzenernährung.

Phytoprove – Per App gegen den Klimawandel 

340 Millionen Euro. Diese Summe stellten Bundes- und Landesregierungen zur Verfügung, um die Dürre-Schäden des Sommers 2018 zumindest teilweise auszugleichen. Dürre-Schäden, die sich in starken Umsatzeinbußen für Landwirtschaftsbetriebe niederschlugen und die durch den Klimawandel künftig häufiger auftreten könnten.

Jedoch sind die heißen Temperaturen der vergangenen Jahre nicht das einzige Problem der Bauern. So geriet neben staubtrockenen Feldern auch die Praxis des übermäßigen Düngens mit Nitrat in die Schlagzeilen. Dieses verseucht Böden und Grundwasser und kann zur realen Gefahr für Säuglinge in Form kontaminierter Babynahrung werden.   

Um Nutzpflanzen künftig ausschließlich bedarfsgerecht bewässern und düngen zu können, hat das Unternehmen Phytoprove aus Frankfurt am Main eine Reihe von Apps entwickelt. Regelmäßig durchgeführte Messungen ermöglichen eine optimale Versorgung der Pflanzen, noch bevor Mangelerscheinungen auftreten. Eine innovative Lösung, die mehrere Herausforderungen auf einmal bewältigt.

rooom AG
Hans Elstner, Gründer der rooom AG

rooom – Virtuelle Welten als Schlüssel zur Digitalisierung der Arbeitswelt

Die Corona-Pandemie hat unsere Sicht auf die Dinge verändert. Wortwörtlich trifft dies u.a. auf Veranstaltungen zu, die ehemals vor Ort durchgeführt wurden, sich als Folge von Kontaktbeschränkungen und Mindestabständen jedoch zunehmend in den digitalen Raum verlagerten. Das Gespräch am Ausstellungsstand wurde ersetzt durch Webinare.

So lange es sich nur um Gespräche handelt, vermag das neue, onlinebasierte Format vielleicht noch Abhilfe schaffen. Weitaus schwieriger ist hingegen die Präsentation eigener Produkte geworden. Produkte, die man anfassen können sollte, um sie besser zu begreifen. Eine Problematik, der das Software-Unternehmen rooom aus Jena wirkungsvoll entgegenwirkt. 

Mit der seit 2016 entwickelten Software lassen sich u.a. ganze Messehallen im dreidimensionalen, virtuellen Raum abbilden. Inklusive digitaler Visitenkarten zum Netzwerken und Virtual-Reality-Projektionen erklärungsbedürftiger Produkte, die mit einer Virtual-Reality-Brille betrachtet werden können. Eine wahrhaft veränderte Sicht auf die Dinge.

PerioTrap
Pierre Tangermann und Mirko Buchholz von PerioTrap.

PerioTrap – Revolutionäre Therapie für dauerhafte Zahngesundheit

,,Gesund beginnt im Mund." Ein Motto, das nicht nur Zahnärzte, sondern auch Allgemeinmediziner, Kardiologen und Neurologen gleichermaßen vertreten. Kaum verwunderlich, lassen sich viele schwerwiegende Erkrankungen wie Schlaganfälle und Herzinfarkte doch auf orale Erkrankungen zurückführen. Besonders verbreitet und krankheitsbegünstigend ist Parodontitis.

Trotz der überwältigenden Anzahl an Parodontose-Patienten (rund die Hälfte aller Erwachsenen in Deutschland) sind die Behandlungsmethoden unzureichend und bekämpfen lediglich die Symptome der Krankheit, nicht aber deren Ursache. So töten Antibiotika die Parodontose-Bakterien zwar ab, jedoch auch alle anderen, gutartigen Bakterien, die wichtig für die Mundflora sind.

Um Parodontose-Bakterien gezielt abzutöten und damit einem möglichen Zahnverlust sowie anderen schweren Erkrankungen vorzubeugen, entwickelt das Unternehmen PerioTrap aus Halle (Saale) eine spezielle Arznei zur Heilung der Krankheit. Und das alles ohne Antibiotika. Ein revolutionärer Ansatz, der viel Inspirationspotenzial in sich birgt.

Yuri
Yuri hat die Vision, Versuche in der Schwerelosigkeit deutlich billiger zu machen.

Yuri – Weltraumforschung zum Spottpreis

Alzheimer, Hirnschlag, Herzinfarkt, Parkinson und Diabetes. Schwere Erkrankungen unterschiedlichen Ursprungs, die jeden von uns treffen können. Um diese in Zukunft besser behandeln und heilen zu können, forschen Wissenschaftler rund um den Globus an so genannten Stammzellen. Ursprungszellen, die abgestorbene Zellen, den Ursprung vieler Krankheiten, ersetzen und damit regenerieren können.

Um Stammzellen künstlich produzieren und für medizinische Zwecke einsetzen zu können, weiteten Forscher ihre Experimente unlängst ins Weltall aus. Denn im schwerelosen Raum wachsen Stammzellen in außergewöhnlich guter Qualität heran. Ein großes Hindernis waren bislang jedoch die horrenden Kosten von gut einer Million Euro pro Experiment. 

Zur Vergünstigung dieser Experimente produziert das Unternehmen Yuri aus Meckenbeuren Forschungsgeräte fürs Weltall. Darunter ein etwa 10 cm kleiner Würfel, mit dem sich Experimente im luftleeren Raum durchführen lassen. Die dadurch erreichte Kostenreduktion beläuft sich auf 905.000 Euro. Ein Hoffnungsschimmer für die Medizin der Zukunft.

Heatle
Heatle will den Tee direkt in der Tasse erhitzen, um Energie zu sparen.

Heatle – Nachhaltiger Genuss durch modernste Küchentechnologie 

Um den eigenen CO²-Fußabdruck zu verkleinern, gibt es zahlreiche Möglichkeiten im Alltag. Sei es der gezielte Kauf regionaler Produkte, der Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel oder die Reduktion von Verpackungsmüll. Die Liste an Maßnahmen ist lang und lässt sich beliebig erweitern.

Einer der größten Klimasünder ist jedoch der sinnlose Stromverbrauch, etwa bei der Erhitzung von Wasser zum Kochen. Das dabei entstehende, überschüssige Wasser bleibt in der Regel ohne Verwendung. Zumal Wasser aus dem Wasserkocher Kalk und Plastik enthalten kann, was neben der umweltlichen auch die gesundheitliche Bilanz nicht gerade positiv beeinflusst.

Zur gradgenauen Erwärmung von Wasser, Milch und anderen Lebensmitteln hat das Start-up Heatle aus Berlin einen stabförmigen Erhitzer konzipiert. Anders als ein herkömmlicher Wasserkocher oder vergleichbare Küchengeräte erwärmt Heatle immer nur so viel Flüssigkeit, wie man für das jeweilige Gericht bzw. Getränk benötigt. Das ist nachhaltig und spart obendrein Stromkosten.

5. Fazit: Gründungsidee nicht überbewerten

Sicherlich stellt eine clevere Geschäftsidee schon den halben Weg zum Erfolg dar. Wer die hier genannten Kriterien beachtet und sein Konzept mittels einer Business Model Canvas weiterentwickelt, sollte bereit für den Start sein. Dennoch darf eine noch so kluge Geschäftsidee nicht überbewertet werden. Die meisten Wachstumsunternehmen werden nach dem Lean Start-up-Modell erst mit geringen Ressourcen auf den Markt geworfen und die Marktfähigkeit mit einem Minimum Viable Product angetestet. Im Zuge dessen wird die Geschäftsidee kontinuierlich weiterentwickelt. Oft ist sogar eine Grundüberholung des Geschäftsmodells erforderlich, der sogenannte Pivot. Neben einer guten Geschäftsidee ist also viel Hartnäckigkeit und Arbeit gefragt − aber das ist eine andere Geschichte.

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