Die drei Gründer Philipp Heyne (Produktentwicklung), David Franke (Steuerungsentwicklung) und Cristian Amaya Gómez (Geschäftsentwicklung) haben an der TU Berlin Ingenieurswissenschaften studiert und am Fraunhofer Institut gearbeitet. Cristian Amaya Gómez verrät mehr über das Projekt von ConBotics.
Wir arbeiten an Robotik-Lösungen für die Baubranche allgemein. Derzeit entwickeln wir den Malerroboter. Dieser besteht hauptsächlich aus einem Roboterarm, den wir selbst entwickelt haben. Er ist auf einer mobilen Plattform montiert, die weitgehend autonom arbeitet. Sie kann den Wänden folgen, den Raum scannen usw. − Fenster, Türen …, alles wird erkannt.
Darauf ist ein Farbspritzgerät montiert. Solche Geräte werden schon bei großen Räumen verwendet. Es handelt sich eigentlich um die gleiche Technologie, wie sie auch in der Autoindustrie fürs Lackieren der Fahrzeuge eingesetzt wird. Das heißt: Wir sprühen, wir rollen nicht.
In der Praxis übernimmt der Malerroboter die großen, monotonen Flächen, während sich die Fachkraft um die komplizierten Flächen wie hinter den Heizkörpern kümmert. Für die Vorbereitung und Nachbereitung des Roboters veranschlagen wir 20 Prozent der Arbeitszeit einer Fachkraft. Der Roboter ist darüber hinaus doppelt so schnell und sparsamer im Umgang mit Farbe.
Wir wollen nicht die Fachkraft ersetzen. Ein Maler ist vielmehr als Farbe auftragen. Wir wollen der Fachkraft ein Gerät an die Hand geben, mit der sie effizienter arbeitet und gesundheitlich problematische Arbeiten vermeidet. Denn wenn man sprüht und die Düse in der Nähe des Gesichts ist, dann kann man Farbpartikel einatmen.
Damit steigt die Attraktivität der Arbeit und das Unternehmen kann leichter Fachkräfte finden. Mit unseren Geräten wollen wir den Fachkräftemangel in der Baubranche bekämpfen.
Nachdem wir vor zwei Jahren gestartet sind, haben wir das Unternehmen jetzt offiziell gegründet. Unser Prototyp wurde bislang im Labor getestet. Im laufenden Jahr wollen wir Pilotprojekte durchführen und unseren Prototypen zum einem Minimum Viable Product weiterentwickeln. Wir haben schon verschiedene Unterstützer und zukünftige Kooperationspartner gefunden: von der Malerinnung in Berlin bis hin zu verschiedenen Malerbetrieben.
Zunächst wollen wir den Roboter vermieten, um damit einige Pilotprojekte durchzuführen. Anschließend wollen wir zu einem Leasing-Verkaufsmodell übergehen.
Wir wollen den Kunden den Malerroboter erst pro Quadratmeter gemalte Fläche vermieten und ihnen zeigen, wie er funktioniert. Auf diese Weise müssen die Maler nicht gleich große Investitionen tätigen. Die Kunden werden schnell feststellen, dass es günstiger ist, einen Malerroboter zu leasen als ihn pro Quadratmeter zu mieten.
Weil wir noch am Prototyp arbeiten, wollen wir das noch nicht sagen. Für die Personalkosten eines Quadratmeters werden heute 1,50 Euro veranschlagt. Wir planen, unser Gerät für 1,20 Euro pro Quadratmeter anzubieten.
Zuerst wurden wir vom Center for Entrepreneurship der TU Berlin unterstützt, dann haben wir für acht Monate das Berliner Start-up-Stipendium erhalten und anschließend das Exist-Gründerstipendium, das noch bis Ende Mai läuft.
Zwar haben wir schon einen Investor über ein Wandeldarlehen an Bord, dennoch suchen wir weitere Investoren. Momentan sieht es so aus, dass wir in der Kombination von Investitionsbank Berlin und privaten Investoren weitermachen können.
Wir brauchen noch bis zu 300.000 Euro von Business Angeln oder anderen Venture Capital-Investoren.
Der Markteintritt ist für Anfang 2024 geplant. Manche fragen sich, wieso so lange? Das liegt vor allem an der Zertifizierung des Roboters. Um zu einem Produkt zu werden, welches auf einer Baustelle mit Menschen interagiert, müssen wir Sicherheitstest durchführen und Zulassungen erhalten. Das dauert.
Es gibt Konkurrenten im Markt, jedoch nicht in Deutschland. Unser USP besteht darin, dass wir unseren Roboterarm selbst entwickeln. Die Wettbewerber setzen dagegen alle auf Industrieroboterarme wie KUKA. Wir haben unseren Roboterarm so konstruiert, dass er die Bewegungen eines Malers weitgehend imitiert. Dadurch ist er viel leichter. Während andere Roboter fast eine halbe Tonne wiegen, wiegt unser Roboter nur 130 Kilogramm. Damit wird es künftig leichter, den Roboter in die zweite, dritte Etage zu heben.
Diese Entwicklung hat uns zwei Jahre gekostet, denn wir mussten nicht nur die Hardware, sondern auch die ganze Steuerung selbst entwickeln. Allerdings bringt dies den Vorteil mit, dass das nicht so leicht zu kopieren ist.
Für Hardware-Start-ups ist es nicht so leicht, eine ausreichende Finanzierung zu bekommen. Die Förderprogramme orientieren sich alle am Finanzierungsbedarf von Software-Start-ups. So sieht das Exist-Gründerstipendium zwar Sachmittel vor, die bei uns aber vollständig für den Roboterarm draufgegangen sind. Software-Start-ups kaufen sich dafür Bildschirme und Computer. Die Kosten sind einfach höher, was zu gewissen Problemen führt.
Wir sind drei Ingenieure. Das trifft bei vielen auf Skepsis. Viele sagen, dass man wenigstens einen Gründer mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund benötigt. Davon darf man sich nicht aufhalten lassen. Aber man muss schon bewusst damit umgehen. Über die letzten zwei Jahre habe ich mir z.B. betriebswirtschaftliche Kenntnisse angeeignet.
Daher lautet mein Rat: Entweder ihr sucht euch einen Mitgründer aus der BWL oder einer aus dem Gründerteam muss es lernen. Einer im Team muss auf jeden Fall die betriebswirtschaftlichen Aufgaben übernehmen.
Man sollte auf jeden Fall an den Gründerwettbewerben teilnehmen. Die Coaches haben uns sehr geholfen, unseren Businessplan zu entwickeln – und das kostenlos. Man muss sich z.B. damit beschäftigen, wie man einen Markt oder ein Produkt richtig beschreibt.
Man braucht auf jeden Fall ein innovatives Produkt. Man muss aber auch wissen, wie man es verkauft und wie man pitcht. Man muss zeigen, dass man an sein Produkt glaubt.
Wir haben schon einige weitergehende Ideen, sogar mit dem gleichen Gerät. Man kann z.B. auch Spachtelmasse aufspritzen oder Bodenmarkierungen auftragen. Generell wollen wir weitere Robotik-Lösungen für die Baubranche entwickeln. Der Malerroboter macht dabei nur den Anfang.