Interview mit erstem Mitarbeiter: Wie es Celonis zum „Decacorn“ geschafft hat

Celonis ist das erste Top 50 Start-up, das eine Bewertung von über 10 Mrd. Dollar erreicht hat.

Celonis hat in der jüngsten Finanzierungsrunde 1 Mrd. Dollar erhalten. Damit wird das Unternehmen jetzt mit 11 Mrd. Dollar bewertet und ist das erste deutsche „Decacorn“. Doch was macht den Erfolg des Unternehmens aus? Wir haben mit Remy Lazarovici, dem ersten bei Celonis fest angestellten Mitarbeiter, gesprochen. Heute ist er dort einer unter rund 1.300 Kollegen und verantwortlich für die Region EMEA.

Celonis
Celonis ist das erste ehemalige Top 50 Start-up, das es auf eine Bewertung von über 10 Mrd. Dollar bringt. (Foto: Celonis)

Was macht die Lösung von Celonis so einzigartig? Was ist Ihr Vorteil vor der Konkurrenz?

Wir haben bereits vor zehn Jahren aus einer studentischen Idee heraus eine Lücke im Software-Markt identifiziert und mit Process Mining eine Grundlagentechnologie geschaffen, die sehr breit anwendbar ist. Process Mining ist eine Art Röntgengerät für Prozesse. Damit wird auf einen Blick ersichtlich, wie Unternehmensabläufe tatsächlich funktionieren, wo es Schwachstellen und Ineffizienzen gibt und wie viele Varianten von einem Prozess es eigentlich gibt − unsere Visualisierung der Ist-Prozesse erzeugt auch heute noch regelmäßig „Aha-Erlebnisse“ bei unseren Kunden.

Heute geht unsere Technologie aber noch viel weiter: Basierend auf unserer marktführenden Process-Mining-Technologie haben wir eine neue Software-Kategorie ins Leben gerufen: Execution Management. Unser Execution Management-System bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre gesamten Geschäftsprozesse datenbasiert und intelligent zu steuern. Durch die Kombination von Process Mining, Künstlicher Intelligenz und Automatisierung lässt sich die gesamte Performance von Unternehmen signifikant verbessern.

Worin liegen die Erfolgsrezepte von Celonis?

Wir waren die Ersten, die die Relevanz von Process Mining erkannt, und aus einem akademischen Ansatz eine breit anwendbare Software auf den Markt gebracht haben. Das Interessante an unserer Technologie ist, dass sie in ganz unterschiedlichen Branchen und Unternehmensbereichen und für ganz unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden kann; das Marktpotenzial ist enorm.

Zudem stand der Nutzen für unsere Kunden immer im Mittelpunkt. Für uns war es von Anfang an wichtig, die Herausforderungen der Unternehmen wirklich zu verstehen, um sie bestmöglich unterstützen zu können. Daher haben wir unsere Technologie von Tag eins an gemeinsam mit unseren Kunden weiterentwickelt, der Erfolg und die große Nachfrage nach unserem Execution Management-System zeigen das. Außerdem haben wir schon sehr früh starke Partnerschaften aufgebaut, um unsere Kunden optimal bedienen zu können.

Am wichtigsten ist es aber, ein erstklassiges Team aufzubauen. Am Ende sind es die Menschen, die eine Vision zum Leben erwecken und eine starke Unternehmenskultur prägen. Heute sind es die über 1.300 „Celonauten“, die unseren langfristigen Erfolg ermöglichen.

Remy Lazarovici

Wir können uns gut vorstellen, irgendwann an die Börse zu gehen, aber wir haben dafür keinen strikten Zeitplan im Kopf.

Remy Lazarovici, der erste von etwa 1300 Mitarbeitern von Celonis

Wie war die Geldspritze von 1 Mrd. Dollar möglich und was haben Sie mit dem Geld vor?

Das große Interesse der Investoren zeigt, dass es im Markt eine enorme Nachfrage nach einem datengesteuerten intelligenten Execution Management System gibt. Denn damit ist es möglich, aus einer fragmentierten Prozesslandschaft mittels Intelligenz und Daten echten Mehrwert zu generieren und die Digitale Transformation in Unternehmen massiv voranzutreiben.

Unsere neue Finanzierungsrunde ermöglicht es uns, unsere Marktführerschaft im Bereich Process Mining und Execution Management weiter auszubauen, Innovationen voranzutreiben und damit noch mehr Unternehmen dabei zu helfen, Ineffizienzen in Milliardenhöhe zu beseitigen.

Was sind Ihre besten Tipps für Start-up-Gründer, die ebenso erfolgreich sein wollen wie Sie?

Groß denken, international denken und einfach mal machen!

Es gibt keinen Grund, warum Deutschland und Europa in Bezug auf Gründungen im Tech-Bereich hinter den USA oder China zurückstehen sollten. Wir haben hier erstklassige Ausbildungsstätten und sehr gute Voraussetzungen, das hat sich gerade in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt.

Uns hat es zudem sehr geholfen, nicht primär nach Investoren zu schauen, sondern immer den Kunden im Fokus zu haben. Daher sind wir auch extrem früh mit unserem ersten Produkt an den Markt gegangen. Hat man ein starkes Team, eine überzeugende Vision und erste zufriedene Kunden, kommen die Investoren fast von allein.

Hilfreich ist sicherlich auch ein guter Instinkt für die richtigen Berater und das Gespür dafür, wann es hilfreich ist, sich Rat von außen zu holen.

Was war Ihr größter Fehler während Ihrer Zeit bei Celonis und was haben Sie daraus gelernt?

Fehler gehören dazu und sind auch per se nichts Schlimmes. Wichtig ist, dass man daraus lernt und sie nicht zwei Mal macht. Ich denke daher lieber an das Gelernte als an die Versäumnisse.

Die größten Learnings haben sicherlich mit Recruiting zu tun. Zum Beispiel haben wir zu früh „Senior“-Vertriebsmitarbeiter eingestellt, die nicht zu unserer Kultur gepasst haben. Gleichzeitig hatten wir in den ersten Jahren keine gefestigten Vertriebsstrukturen. Das hat absolut nicht funktioniert und war eine sehr teure Lektion. Dafür haben wir aber gelernt, wie wir unsere internen Strukturen richtig aufbauen, die richtigen Talente für Celonis identifizieren und wie wichtig dabei das richtige Timing ist.

Wann plant Celonis den Börsengang?

Wir sind ein stark wachsendes Unternehmen mit einem extrem großen Markt. Wir können uns gut vorstellen, irgendwann an die Börse zu gehen, aber wir haben dafür keinen strikten Zeitplan im Kopf. Im Moment konzentrieren wir uns darauf, unsere Kunden und Partner bestmöglich zu unterstützen und unser Geschäft weiter erfolgreich auszubauen.

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