„Wir haben den Erfolg hauptsächlich unseren Start-ups zu verdanken“

RWTH Aachen ist die beste Uni für Gründer. Interview mit dem Chef der Start-up-Förderung.

Marius Rosenberg ist Geschäftsführer des Exzellenz Start-up Centers der RWTH Innovation GmbH. In einem Interview erläutert der Start-up-Experte, wieso die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH) beim Top 50 Start-ups-Hochschulranking „Die besten Unis für Start-ups 2023“ den ersten Platz belegt hat und was der neue europaweite Wettbewerb „Stage Two“ bringen soll.

Stage Two
Der Gründerwettbewerb der europäischen Universitäten soll jedes Jahr in Berlin stattfinden. Foto: RWTH Aachen / Stage Two

Die RWTH Aachen hat unser erstes Hochschulranking „Die besten Universitäten für Start-ups 2023“ gewonnen. Erst einmal herzlichen Glückwunsch. Wie habt ihr das geschafft?

Wir haben diesen Erfolg hauptsächlich unseren Start-ups zu verdanken. Er zeigt, dass sie an wichtigen und relevanten Themen arbeiten, weshalb sie in den Gründerwettbewerben erfolgreich sind. Wir haben sie unterstützt und ausgebildet, so dass sie auch gut in den Wettbewerben pitchen können. Das ist für mich zumindest die Quintessenz aus dem Ranking. [Das hauptsächlich auf der Auswertung von Gründerwettbewerben beruht, die Red.]

Mit Stage Two organisiert die RWTH mit der HHL Leipzig einen europäischen Wettbewerb in Berlin. Worum handelt es sich dabei genau?

Stage Two ist der größte paneuropäische Businessplan-Wettbewerb für Universitätsausgründungen −, der größte sowohl nach Anzahl der teilnehmenden Start-ups als auch was die Preisgelder angeht. Wir haben 50 Start-ups, die an zwei Tagen hier in Berlin ihr Geschäftsmodell vor einer Jury pitchen. Wir haben es geschafft, hohe Investmentpreise durch Venture Capital-Investoren zu mobilisieren. Das heißt, die Investoren stecken 200.000, 300.000, bis zu 600.000 Euro in die Start-ups und erhalten dafür Unternehmensanteile.

Wenn man hier gewinnt, geht man nicht nur mit einem kleinen Preisgeld nachhause, sondern man kann direkt eine Investmentrunde durchführen. Das ist es, was Stage Two auszeichnet.

Wie funktioniert Stage Two genau?

Stage Two wird von der RWTH Aachen zusammen mit der HHL Leipzig organisiert. Die Veranstaltung ist in ein Netzwerk von Gründungszentren europäischer Universitäten eingebettet. Nachdem wir zunächst Erfahrungen ausgetauscht haben, haben wir uns entschieden, dass wir den Start-ups aus verschiedenen europäischen Universitäten und Ländern eine große Bühne bieten wollen. Deswegen heißt die Veranstaltung auch Stage Two.

Die Universitätspartner aus ganz Europa führen zunächst eine Vorauswahl der Start-ups an ihrer eigenen Universität durch. Damit wird ein Start-up ausgewählt, das die Universität repräsentiert. Das ist die Stage One. Auf der Stage Two folgt dann das große Finale hier in Berlin. Gegenwärtig sind gut 40 Universitäten vertreten.

Wenn ein Start-up auf der Stage Two pitchen möchte, muss es sich zunächst an die Gründerförderung der eigenen Hochschule wenden, sofern diese hieran teilnimmt?

Genau. Man braucht einen Universitätsbezug; es geht hier explizit um Universitätsausgründungen. Der Wettbewerb richtet sich an Studierende und Forschende der Universitäten und es können auch Patente der Universität involviert sein, müssen es aber nicht.

Wir wollen das Netzwerk weiter ausbauen. Wir suchen nach Universitäten, die Lust darauf haben, hieran teilzunehmen, um noch mehr Start-ups eine Teilnahmechance an Stage Two zu geben. Wenn die eigene Universität noch nicht auf unserer Liste stehen sollte, dann versucht einfach, das Entrepreneurship-Center eurer Uni zu motivieren, mit uns in Kontakt zu treten und dann auch Teil von Stage Two zu werden.

So viel zu Stage Two. Ihr habt den ersten Preis bei unserem Hochschulranking „Die besten Universitäten für Start-ups 2023“ gewonnen. Was hat diesen Erfolg möglich gemacht? Was zeichnet die Start-up-Förderung der RWTH Aachen aus?

Dank eines großen Förderprojektes hat sich die Start-ups-Förderung der RWTH Aachen in den vergangenen Jahren sehr stark entwickelt. In Nordrhein-Westfalen haben sechs Universitäten das „Exzellenz-Startup-Center.NRW“ bekommen, das vom Landeswirtschaftsministerium finanziert wird. Dadurch konnten wir die Unterstützungsleistung erst massiv ausbauen. So haben wir insgesamt 60 Mitarbeitende, die sich allgemein mit dem Thema Transfer [von Wissen aus der Uni in die Wirtschaft] beschäftigen und den Studierenden und Forschenden bei der Gründung von Unternehmen helfen.

Dazu haben wir Programme entwickelt, die Teilnehmende von der ersten Idee über die Gründungsphase bis hin zum ersten Investment unterstützen. Wir fangen damit an, das Thema Gründung in die Köpfe zu bekommen. Dazu gehen wir in Vorlesungen und führen Veranstaltungen durch, womit wir den Gründungsgeist wecken wollen. Anschließend helfen wir den Start-ups einen guten Businessplan zu schreiben und EXIST-Förderungen zu beantragen. Weiter gibt es ein Incubation-Program, mit dem wir den Start-ups helfen, einen Pitch zu entwickeln, um bei Investoren erfolgreich zu sein.

Überdies verfügen wir über einen Coworking-Space, den Collective Incubator, mit 4000 Quadratmetern, wo es auch einen Maker-Space mit eigener Werkstatt gibt, in der man Prototypen bauen kann.

Marius Rosenberg

Wir haben diesen Erfolg hauptsächlich unseren Start-ups zu verdanken. Er zeigt, dass sie an wichtigen und relevanten Themen arbeiten, weshalb sie in den Gründerwettbewerben erfolgreich sind.

Marius Rosenberg, Geschäftsführer des Exzellenz Start-up Centers der RWTH Innovation GmbH

Gründungsförderung bietet in Deutschland mittlerweile beinahe jede Hochschule an. Je nach Größe mal mehr mal weniger. Was macht die RWTH Aachen besser als viele andere Hochschulen?

Ich glaube es sind zwei Sachen. Die eine ist: Wir meinen es wirklich ernst, die RWTH will das Thema Transfer einfach als wichtige Säule der Universität etablieren. Und der zweite Punkt ist: Wir denken diesen Transfer ganzheitlich. Üblicherweise beginnt es mit einer Erfindung, dann wird die Technologie patentiert. Anschließend muss man den Personen dabei helfen, aus dieser Idee ein Geschäftsmodell zu bauen. Diese ganze Kette denken wir ganzheitlich – von den ersten Schritten bis zur Finanzierung eines ausgereiften Start-ups. Das wird bei uns alles in einer Tochtergesellschaft gebündelt, der RWTH Innovation GmbH. Das ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal.

Wir haben eine sehr hohe Visibilität unter den Studierenden und bieten sehr niederschwellige Angebote wie die Vorlesungen Entrepreneurship an, die alle Studierenden wahrnehmen können.

Noch kurz abschließend. Wenn ein Student ohne wirtschaftliche Vorbildung meint, eine gute Geschäftsidee zu besitzen und überlegt ein Start-up aufzubauen, welche Tipps könnt ihr ihm dabei mitgeben?

Zwei Tipps. Der eine ist, erst einmal mit dem Entrepreneurship-Center der eigenen Hochschule in Kontakt zu treten. Der zweite Tipp lautet, dass man sich Gleichgesinnte sucht. An jeder Universität gibt es mittlerweile Studierendennetzwerke, die sich mit dem Thema Gründung beschäftigen. Man lernt sehr viel, wenn man sich mit Leuten austauscht, die sich in der gleichen Situation befinden. Und mein persönlicher Tipp lautet: Sich trauen. Ein Studium bietet die Möglichkeit, neue Dinge kennenzulernen und Freiheiten sich auszuprobieren. Das sollte man einfach nutzen.

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