Niedersachsen: Jung und dynamisch
Die niedersächsische Start-up-Szene zeichnet sich durch ausgeprägtes technisches Know-how und eine enge Bindung zu den Hochschulen aus.
Im geographisch zweitgrößten Bundesland Deutschlands finden sich zahlreiche Unternehmen, die nur wenige Jahre alt sind und den Markt mit technisch versierten, innovativen Ideen bereichern. Hotspots bilden vor allem die Ballungsräume um Hannover und Braunschweig-Wolfsburg.
Alles zu Niedersachsen
1. Modern und hochschulnah: Die Start-up-Szene
Der Deutsche Startup Monitor zeigt, dass lediglich rund 8 Prozent der entsprechenden Unternehmen ihren Hauptsitz im flächenmäßig zweitgrößten Bundesland haben. Der Niedersachsen-Startup-Monitor zeigt die Stärken und Schwächen des jungen Ökosystems. Hotspot der Szene ist die Landeshauptstadt Hannover, gefolgt von den Hochschulstädten Braunschweig, Oldenburg, Osnabrück und Göttingen. Hier werden die engen Verbindungen zwischen Start-ups und Hochschulen deutlich. Kooperationen mit etablierten Unternehmen kommen deutlich seltener vor als im deutschen Durchschnitt.
Im Fokus der niedersächsischen Gründer steht die technische Ausrichtung. SaaS-Lösungen sind im bundesweiten Vergleich weniger stark vertreten. Der e-Commerce hat dagegen in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Rund die Hälfte der Unternehmen zählt zur Green Economy. Mit einem Frauenanteil von 20 Prozent an den Gründern liegt Niedersachsen über dem Bundesdurchschnitt (16 Prozent).
Knapp ein Drittel der Start-ups beschäftigt bisher keine Mitarbeiter. Bei rund 55 Prozent sind eins bis zehn Arbeitnehmer unter Vertrag.
2. Niedersächsische Start-ups in den TOP 50
2021 kamen immerhin fünf Top 50 Start-ups aus Niedersachsen, wobei der Hersteller von innovativen Mehrweglösungen für die Gastronomie Crafting Future auf den dritten Platz gelangte. Damit ist dem Land eine kräftige Aufholjagd gelungen.
Zu den besten Start-ups Niedersachsens
Crafting Future entwickelt und produziert messbar nachhaltige Mehrwegprodukte im Lebensmittelumfeld.
Entwicklung innovativer Softwarelösungen für die Produktionstechnik, Schwerpunkt Zerspanung.
Die Müsli-Manufaktur HEYHO schafft mit Bio-Müsli-Röstungen Perspektiven für Menschen, die vom ersten Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind.
2020 eroberte das Industrial Start-up Platz 19. Mit energiesparenden Elektromotoren, beispielsweise für Förderbänder, werden neue, ressourcenschonende Möglichkeiten für die Industrie 4.0 aber auch Schiffahrt, E-Mobilität und Landwirtschaft geschaffen.
Mit antikörperbasierter Diagnostik ohne Tierblut und Tierversuche erreichte das Unternehmen im Jahr 2020 den 42. Platz. Der große Vorteil der innovativen Technik: Die Antikörper können jederzeit in gleicher Qualität und Beschaffenheit unbegrenzt hergestellt werden.
Mit dem Ziel, mehr Zeit für die Tiere und ihre Pflege sowie weniger bürokratischen Aufwand zu haben, entwickelte das Startup intelligente Kamerasysteme zur Digitalisierung der Landwirtschaft. Damit erreichte das Unternehmen Platz 19 der TOP 50 2019.
3. Gründerwettbewerbe in Niedersachsen
Start-ups in der Ideen- oder Wachstumsphase können an verschiedenen Wettbewerben teilnehmen. Da nahezu keine der Veranstaltungen einen bestimmten Fokus hat, stehen ihnen alle Möglichkeiten offen.
Gründer in der Ideenphase, die in der Region Hannover aktiv werden wollen, können sich hier bewerben. Ein Bewerbungsunterlagen-Check und eine Sprechstunde für Fragen bereiten sie vor. Die Vorjury wählt die besten Ideen, die von der Jury prämiert werden.
Unternehmen mit Gründungsort und aktuellem Unternehmenssitz in Niedersachsen können sich in den Kategorien Newcomer, Scale-up, Science Spin-off und Corona Solution bewerben. Begleitet werden sie von Mentoren. Das Preisgeld beträgt insgesamt 40.000 Euro.
Start-ups mit innovativen Lösungen zum Klimaschutz bekommen beim Klima-Innovationspreis Niedersachsen eine Plattform. Innovation zum Klimaschutz, klimaneutrale Wirtschaft sowie soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit fließen zu gleichen Teilen in die Bewertung ein.
4. Zwei Unis für Gründer aus Niedersachsen
In unser Ranking der besten Unis für Start-up-Gründer haben es zwei Hochschulen aus Niedersachsen geschafft.
5. Engagierte Förderung an den Hochschulen
In Niedersachsen haben knapp 80 Prozent der Gründer einen Hochschulabschluss. 60 Prozent von ihnen haben diesen auch an einer der niedersächsischen Hochschulen erworben. Die Top Gründer-Universitäten des Landes sind die Leibniz Universität Hannover, die Technische Universität Braunschweig und die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
Besonders viele Gründungen entstehen durch Studenten und Mitarbeiter der Ingenieurwissenschaften. Aus den Bereichen Betriebs- und Volkswirtschaftslehre werden dagegen nur wenige Start-ups gegründet. Das verdeutlicht das hohe technische Know-how der Start-ups und zeigt eine Ausbaufähigkeit im unternehmerischen Bereich.
Das Angebot hilft Studierenden, Alumni und Mitarbeitenden der Universitäten in Hannover bei der Gründung. Neben der Gründungsberatung entlang des gesamten Prozesses gibt es Unterstützung bei der Wahl der Finanzierung und Arbeitsräume.
Die TU Braunschweig und die Ostfalia HS unterstützen gründungswillige Studierende, Alumni und Mitarbeitende durch Workshops, Events und Lehrveranstaltungen. Neben regionalen und nationalen Angeboten gibt es auch internationale Projekte.
Das Gründungs- und Innovationszentrum bietet mit Coaching und externen Experten Hilfe bei Businessplanerstellung, Gründungsfinanzierung und Vorbereitung auf Wettbewerbe. Events, Mentoring und Räumlichkeiten runden das Angebot ab.
6. Gründungsfinanzierung in Niedersachsen
Rund 83 Prozent der Gründer bestreiten den Unternehmensstart mit Eigenkapital. Etwa die Hälfte greift auf staatliche Fördermittel als Unterstützung zurück. Die Möglichkeiten der Finanzierung über Business Angels (20 Prozent) und Venture Capital (9 Prozent) sind dagegen nicht so stark gefragt.
Für die Vergabe der staatlichen Fördermittel ist in Niedersachsen die NBank zuständig. Das finanzielle Angebot wird durch die Mitwirkung an der Plattform Start-up Niedersachsen ergänzt.
Angebot | Beschreibung |
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MikroSTARTer Niedersachsen | Die Finanzierung soll Kleinstgründern die Existenzgrundlage sichern und ist sowohl für Voll- als auch für Teilzeitgründungen geeignet. Gründer müssen u.a. ein Unternehmenskonzept und betriebswirtschaftliche Kenntnisse vorweisen. Finanziert werden Anschaffungen rund um die Gründung. |
NSeed | Start-ups bis fünf Jahre und innovative Unternehmen können die Finanzierung für ihr Wachstum und die Umsetzung innovativer und technologischer Ideen nutzen. |
Gründerkredit | Gründer mit fachlicher oder kaufmännischer Eignung können den Kredit nutzen, um Investitionen in der Preisspanne 20.000-500.000 Euro oder Betriebsmittel bis 500.000 Euro zu finanzieren. Die Laufzeit beträgt 5, 10 oder 20 Jahre mit bis zu 2 tilgungsfreien Jahren. |
7. Wichtige Start-up-Initiativen
Der Lüneburger Accelerator betreut Start-ups aus dem Bereich IT/Medien in der Pre-Seed-, Seed- und Growth-Phase. Das sechsmonatige Programm beinhaltet Coachings sowie die Bereitstellung von Infrastruktur und Räumlichkeiten. Firmenanteile werden nicht beansprucht.
Der Accelerator in Oldenburg unterstützt Start-ups aus den Bereichen Energie, Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Gesundheit und Künstliche Intelligenz bei der Umsetzung ihrer Geschäftsidee. Das Programm dauert 6 Monate. Unternehmensanteile werden nicht beansprucht.
Das Start-up-Zentrum Mobilität und Innovation in Braunschweig konzentriert sich auf die Frühphase der Gründung in der Mobilitätsbranche. Zum Angebot gehören ein Intensivcoaching, Workshops und Pitch-Trainings für Wettbewerbe sowie Beratung, hilfreiche Kontakte und kostenlose Räumlichkeiten.
Die Plattform vernetzt Start-ups, Gründerzentren und Anbieter rund um die Gründungsfinanzierung. Gründer finden alle Neuigkeiten aus der Start-up-Szene Niedersachsens gebündelt. Verschiedene Themenschwerpunkte werden im Podcast besprochen.
Der Fokus des Accelerator-Programms liegt auf Start-ups in der Early Stage Phase aus den Bereichen Maritime Wirtschaft und Logistik. Bewerben können sich aber auch Start-ups aus anderen Branchen. Coaching und Workshops helfen Gründern, ihre Geschäftsidee voranzubringen.
Start-ups der Web- und Softwaretechnologie-Branche in der Early Stage Phase werden in einem 100-tägigen Acceleratorprogramm in Hannover oder remote begleitet. Allen Gründern steht die Digital Academy mit Kursen rund um die Gründung und die gemeinsamen Treffen offen.
Mit technischem Know-how zum Erfolg
Alle TOP 50 Startups aus Niedersachsen sind in unseren Rankings zu finden. Für Hinweise zu spannenden Initiativen sind wir offen.