Ideen-, Businessplan- oder Wachstumsphase? Den richtigen Wettbewerb finden
Der passende Gründerwettbewerb hängt maßgeblich von der Phase ab, in der sich das Start-up gerade befindet.
Von der Idee zum erfolgreichen Start-up ist es ein langer Weg. Viele Experten beklagen, dass vor allem Gründer aus technischen Bereichen sich zu wenige Gedanken über die wirtschaftliche Verwertung ihrer Idee machen. Um den Gründern bei der Entwicklung ihrer Geschäftsidee bis zum Markterfolg zu helfen, gibt es in Deutschland rund 170 Wettbewerbe. Doch welcher ist der optimale?
Grundsätzlich gibt es drei Kriterien, nach denen sich die Wettbewerbe sortieren lassen: Herkunft, Branche und Unternehmensphase. Während die ersten beiden selbsterklärend sind, besteht bei der Start-up-Phase vielleicht noch ein wenig Klärungsbedarf.
Alles über die Wettbewerbe zu den drei Start-up-Phasen
- Wettbewerbe für die Ideenphase
- Ein Beispiel für eine Ideenskizze
- Drei Wettbewerbe für die Ideenphase
- Wettbewerbe für die Businessplanphase
- Vorlage für einen Businessplan
- Drei Wettbewerbe für die Businessplanphase
- Gründerpreise für die Wachstumsphase
- Drei Wettbewerbe für die Wachstumsphase
- Fazit: Wettbewerbschancen nutzen
1. Wettbewerbe für die Ideenphase
Auch bei Start-ups hat sich ein gewisser Lebenszyklus herausentwickelt. Zunächst gibt es die Seed-Phase, in der die Gründung eines Unternehmens vorbereitet wird. Dabei geht es im Grunde um zwei Probleme: Zunächst muss das Produkt bzw. die Dienstleistung zum Markteintritt weiterentwickelt werden. So kann ein Prototyp für ein Produkt geschaffen oder eine Software programmiert werden.
Doch daneben gibt es noch eine zweite Aufgabe: Die Gründer müssen sich aus dem technischen Elfenbeinturm herauswagen, und sich genau überlegen, wie sie mit ihrem innovativen Produkt Geld verdienen können. Um die Idee zum Geschäftsmodell weiterzuentwickeln, hat sich das Konzept der Business Model Canvas bewährt.
Für diese Phase gibt es die Ideenwettbewerbe, wozu etwa der bundesweite KfW Award Gründen oder Startup Impuls aus Niedersachsen gehören. Es gibt aber auch Wettbewerbe wie Science4Life für die Life Sciences, den Chemie- und Energie-Sektor, die sowohl die Ideen- als auch die nachfolgende Businessplanphase abdecken.
2. Ein Beispiel für eine Ideenskizze
Für die Ideenphase verlangt beispielsweise Science4Life lediglich eine dreiseitige Ideenskizze.
Seite 1: Wie sieht die Idee aus?
Zuerst muss die Idee kurz skizziert werden. Wie seid ihr auf die Idee gekommen und wie sehen die wissenschaftlichen bzw. technischen Grundlagen aus? Dabei sollte herausgearbeitet werden, wieso die Idee so einzigartig ist und welche Vorzüge sie gegenüber vergleichbaren Angeboten hat.
Seite 2: Wer gehört zum Team?
Eine altbekannte Start-up-Weisheit lautet: „Lieber eine mittelmäßige Idee und ein erstklassiges Team als eine erstklassige Idee und ein mittelmäßiges Team.“ Denn auf dem Weg von der Idee zum erfolgreichen Geschäft gilt es meist große Hürden zu nehmen und das ursprüngliche Geschäftsmodell muss oft grundlegend überarbeitet werden. Umso wichtiger ist das Team.
Üblicherweise müssen die Bereiche Produkt/Technik, kaufmännische Aufgaben und Vertrieb abgedeckt werden. Von daher verlangt etwa Science4Life, dass jedes Teammitglied kurz mit seiner Ausbildung, seiner Aufgabe im Unternehmen und seine sonstigen Kompetenzen vorgestellt wird. Sobald sich die unterschiedlichen Qualifikationen und Kompetenzen ergänzen, „stimmt die Chemie“, wie es im Branchenjargon heißt.
Seite 3: Wie sehen Marktpotenzial und Konkurrenz aus?
Damit eine Idee wirtschaftlich erfolgreich sein kann, muss es ein Bedürfnis für das Produkt bzw. die Dienstleistung im Markt geben und die potenziellen Kunden müssen dafür auch zahlen wollen. Weiter müssen die Größe des Marktes und die Konkurrenz realistisch eingeschätzt werden, wobei auch die indirekten oder ausländischen Wettbewerber nicht vergessen werden dürfen.
3. Drei Wettbewerbe für die Ideenphase
Der KfW Award Gründen gehört zu den größten und renommiertesten Wettbewerben in Deutschland. Es werden zunächst die Landessieger und anschließend die Bundessieger gekürt.
Science4Life ist der Wettbewerb für Start-ups aus den Life Sciences und den Bereichen Chemie und Energie. Es gibt eine Ideen- und eine Businessplanphase.
Startup Impuls ist der Wettbewerb für die Region Hannover. Mit einem Preisgeld von 100.000 Euro gehört er zu den höchstdotierten in Deutschland.
In der größten Datenbank für Gründerwettbewerbe in Deutschland findet jedes Start-up passende Veranstaltungen.
Zur Wettbewerbs-Datenbank
4. Wettbewerbe für die Businessplanphase
Mit der Businessplanphase wird die Ideenfindung abgeschlossen. Es gilt, die bereits oben genannten Punkte gründlich in einem längeren Papier auszuarbeiten. Der Clou dabei: Die Businesspläne stellen die Grundlage für die Entscheidungsfindung von Investoren dar. Indem Businessplan-Wettbewerbe die Ausformulierung dieser konkreten Planung unterstützen, bereiten sie die Start-ups auch für den Kapitalmarkt vor. Denn in der Gründungsphase benötigen die meisten Start-ups Investitionen von Business Angeln oder anderen Venture Capitalists.
5. Vorlage für einen Businessplan
Eigentlich machen diese Gründerwettbewerbe nichts anderes als die vorgelegten Businesspläne zu bewerten. Für Teilnehmer hat das den Vorteil, dass sie ein Feedback zum eigenen Businessplan erhalten − und das unabhängig davon, ob sie zu den Wettbewerbssiegern gehören oder nicht. Oft geben die Veranstalter vor, wie der Businessplan aussehen sollte. Hier eine übliche Vorlage.
Kapitel | Länge | Erläuterung |
Titelseite | 1 Seite | Unternehmensname, Datum, Foto, Link zur eigenen Website. |
Inhaltsverzeichnis | 1 Seite | Kapitelüberschrift und Seitenangabe. |
Kurzzusammenfassung (Executive Summary) | 1 Seite | Es handelt sich um einen One-Pager, der den gesammten Businessplan auf einer Seite zusammenfasst. |
Gründerteam | 1 bis 2 Seiten | Die Gründer müssen mit Ausbildung, Aufgabengebiet, spezielle Kompetenzen und Foto vorgestellt werden. |
Kunden (Zielgruppe) | 2 bis 4 Seiten | Welches Problem hat die Zielgruppe und wie kann euer Produkt dieses Problem lösen? Wie groß ist die Zahlungsbereitschaft für die Problemlösung? |
Geschäftsidee | 2 bis 3 Seiten | Die Produkte und Dienstleistungen müssen erläutert werden und welches Alleinstellungsmerkmal (USP) sie ausmachen. |
Marktvolumen und Wettbewerber | 3 bis 5 Seiten | Es geht um zwei Fragen: 1. Wie groß ist der potenzielle Markt (Top-Down-Analyse)? 2. Wie sieht die Konkurrenz aus und welcher Marktanteil ist realistisch (Bottom-Up-Analyse)? Idealerweise passen die Antworten auf die beiden Fragen zusammen. |
Strategie | 2 bis 4 Seiten | Wie sehen die Unternehmensziele aus und wie lautet das Alleinstellungsmerkmal (USP)? Vision des Unternehmens. |
Vertrieb & Marketing | 2 bis 4 Seiten | Wie soll der Vertrieb aussehen? Wie lautet der Marketingmix aus Produktpolitik, Preispolitik, Kommunikationspolitik und Distributionspolitik? |
Rechtsform | 1 bis 2 Seiten | Welche Rechtsform wurde gewählt und wieso (vor allem wenn es sich nicht um eine GmbH handelt)? Wo ist der Unternehmenssitz? Überdies muss das geistige Eigentum (Intellectual Property) wie Urheberrechte und ggf. die Patente dokumentiert werden. Investoren wollen wissen, ob z.B. ein Softwarecode einem Start-up tatsächlich gehört oder nicht. |
Finanzplan | 3 bis 6 Seiten | Wie hoch ist der Finanzierungsbedarf? Wie sieht die Bewertung des Unternehmens aus? Prognosen für Umsätze und Profitabilität dürfen nicht fehlen. Und wann wird der Break-Even-Point erreicht? |
SWOT-Analyse | 2 bis 3 Seiten | Chancen und Risiken sowie Stärken und Schwächen müssen analysiert werden. |
Meilensteine | 1 bis 2 Seiten | Welche Meilensteine sollen wann erreicht werden? Investoren wollen sich absichern und verlangen daher regelmäßig, dass die Start-ups, um die nächste Finanzierungstranche zu erhalten, bestimmte Umsatz- oder Gewinnziele erreichen. |
Cap Table | 1 Seite | Bei Start-ups gehört ein Cap Table zu den Anlagen. Dort wird verzeichnet, wer wie viel Geld investiert hat und wer welche Anteile besitzt. Nach mehreren Finanzierungsrunden kann das schnell kompliziert werden. |
6. Drei Wettbewerbe für die Businessplanphase
Der Businessplan-Wettbewerb (BPW) wendet sich an Start-ups aus Berlin und Brandenburg.
Obgleich der Wettbewerb aus Nordhessen stammt, wendet er sich doch an Teilnehmer aus ganz Deutschland.
BayStartUp veranstaltet gleich mehrere Businessplanwettbewerbe für die verschiedenen Regionen Bayerns.
7. Gründerpreise für die Wachstumsphase
Neben den start-ups-spezifischen Wettbewerben für die Ideen- und Businessplanphase gibt es auch noch allgemeine Gründerwettbewerbe. Diese zielen weniger darauf ab, angehenden Gründern bei der Umsetzung ihrer Ideen in marktreife Produkte zu helfen als erfolgreiche Jungunternehmer zu prämieren. So kürt etwa der Bundesverband Deutsche Start-ups alljährlich die Unternehmerin und den Unternehmer des Jahres. Diese Wettbewerbe wenden sich an Unternehmen, die bereits seit einigen Jahrem am Markt sind und sich in der Wachstumsphase befinden.
8. Drei Wettbewerbe für die Wachstumsphase
Der NRW Gründerpreis prämiert innovative Ideen von Start-ups. Es handelt sich um einen der größten und renommiertesten Wettbewerbe in Deutschland
Der Bundesverband Deutsche Startups kürt jedes Jahr die Unternehmerin und den Unternehmer des Jahres.
Der Deutsche Innovationspreis wird in den Kategorien Großunternehmen, Mittelständische Unternehmen und Start-ups verliehen.
9. Fazit: Wettbewerbschancen nutzen
Unter den rund 170 Gründerwettbewerben in Deutschland finden sich für fast jedes Start-up mehrere passende Veranstaltungen. Um die Gewinnchancen zu erhöhen, bewerben sich clevere Start-up-Gründer gleich bei mehreren Wettbewerben oder nehmen über die Jahre hinweg an den Veranstaltungen für die verschiedenen Phasen teil.
Dabei ist der Wert von Preisen kaum zu unterschätzen. Allerdings geht es dabei weniger um die Preisgelder. Vielmehr steigt mit jedem gewonnenen Preis der Bekanntheitsgrad des Unternehmens. Die Preise wirken auf Investoren, potenzielle Kunden und Mitarbeiter wie ein Qualitätslabel. Deswegen kann man jedem Start-up-Gründer nur empfehlen, an einer Reihe von Wettbewerben teilzunehmen − auch wenn die Bewerbungen Zeit kosten.