Gastbeitrag: Der Finanzplan

Der Finanzplan stellt einen Kernbestandteil des Businessplans dar. Ein Experte erläutert die wichtigsten Schritte.

Gründerinnen und Gründer, die ihren Businessplan aufsetzen, müssen auch die Finanzplanung für ihr Geschäftsmodell mitbedenken. Fabian Brunner, Startup-Coach bei BayStartUP, erklärt, warum es sich lohnt, dafür Zeit zu investieren und worauf Start-ups bei der Erstellung achten sollten.

BayStartUP
David Manjura, Geschäftsführer von ING3D, Sieger im Businessplan Wettbewerb Nordbayern von BayStartUP 2020. In dieser finalen Wettbewerbsphase liegt der Fokus auf der Finanzplanung. © BayStartUP/Andreas Gebert

1. Der Zweck eines Finanzplans

Aus einem Finanzplan sollte in erster Linie hervorgehen, wie sich Umsätze und Kosten sowie Ein- und Auszahlungen eines Start-ups entwickeln. Er ist einerseits für Gründerinnen und Gründer wichtig, damit sie eine Vorstellung davon haben, mit welchen Mitteln was in welchem Ausmaß erreicht werden kann und soll. Andererseits möchten viele Investoren (u. a. Business Angels, VC-Unternehmen, Banken) einen fundierten Finanzplan sehen, um zu erkennen, ob das Startup mit seinem Geschäftsmodell zu seinen Rendite- und Wachstumserwartungen passt.

Als Teil des Businessplans nimmt der Finanzplan ca. ein Viertel des gesamten Umfangs ein, erfindet aber nichts Neues. Er drückt in Form von Zahlen aus, was bereits in Worten, Grafiken und Tabellen in den ersten drei Vierteln beschrieben wurde. Dabei geht es nicht darum, hundertprozentige, datenbasierte Vorhersagen zu treffen, sondern dass Start-ups Annahmen begründen und nachvollziehbar darstellen. Je differenzierter, desto besser.

Fabian Brunner

Schlüssig umgesetzt ist der Finanzplan die Grundvoraussetzung für ein Investment.

Fabian Brunner von BayStartUP

2. Welche Inhalte sind wichtig?

Ganz grob betrachtet besteht ein Finanzplan aus drei Teilen: Cashflow-Planung, Gewinn- und Verlustrechnung und jeweils eine Bilanz zu jedem Geschäftsjahr. Dabei sind besonders die ersten fünf Jahre ab der Gründung relevant. Die ersten 24 Monate nach Gründung sollten dabei besonders aufgeführt werden.

  • Die Cashflow-Planung (Liquiditätsplanung) ist die Projektion darauf, wie sich das Unternehmen die nächsten drei bis fünf Jahre entwickeln wird. Sie stellt dar, wie viel Geld sich auf dem Geschäftskonto befindet und besteht aus Ein- und Auszahlungen. Das Ergebnis darf in den einzelnen Zeitabschnitten nie negativ sein. Aus der Cashflow-Planung heraus wird der Kapitalbedarf ermittelt.
  • Dem gegenübergestellt ist die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV oder auch Profit-Loss Statement). Die GuV beschreibt, ob das Unternehmen Gewinne oder Verluste erwirtschaftet, besteht also aus Einnahmen und Ausgaben. Sobald das Ergebnis hier positiv ist und das Startup „Schwarze Zahlen schreibt“, ist der sogenannte Break-Even erreicht.
  • Die Bilanz wird für jedes Jahr angelegt und drückt aus, wie das Unternehmen aufgestellt ist. Sie besteht aus Aktiva mit der Frage „Was besitzt unsere Firma?“ (z. B. Geld auf dem Konto, Möbel, PCs, etc.) und Passiva (einer Zusammenstellung von Fremd- und Eigenkapital).

Wichtig ist, dass Startups Cashflow-Planung, GuV und Bilanz getrennt voneinander ermitteln. Denn: Einzahlungen und Einnahmen bzw. Auszahlungen und Ausgaben erfolgen zeitlich versetzt und haben so einen Einfluss auf die Liquidität des Unternehmens bzw. auf den tatsächlichen Kontostand. Alle Berechnungen erfolgen zunächst in einem separaten, einfachen Tabellenprogramm. Die Kernelemente der Berechnungen werden schließlich in die Finanzplanung übernommen.

3. Schritt für Schritt zum Finanzplan

Aber wie gehe ich genau vor? Wo fange ich an und wie komme ich zu einem Ergebnis?

Vereinfacht dargestellt können Start-ups von innen nach außen arbeiten und mit dem Kern ihrer Geschäftsidee beginnen: Was schaffe ich für wen, welchen Nutzen stifte ich und was ist mein Gegenüber dafür bereit, aufzuwenden? Diese Preisvorstellung ist die Basis, die multipliziert mit der Menge und einem definierten Zeitrahmen die Umsatzplanung ergibt. Nach ähnlichem Schema ergeben sich die Kosten.

Als Grundstein für die Cashflow-Planung sollten genaue Zeitpunkte für Auszahlungen und Einzahlungen definiert werden. Die Bilanz wiederum ist ein „Snapshot“ am Bilanzstichtag des Unternehmens, der Vermögen und Kapitalstruktur des jeweiligen Jahres darstellt.

4. Die passende Darstellung

Das A und O einer jeden Planung: Die Zahlen müssen nachvollziehbar sein. Entsprechend sollten Startups eine erklärungsbedürftige Information immer durch detailliertere Planungen rechtfertigen. Vertreibt ein Unternehmen beispielsweise mehrere Produkte, macht es Sinn, aufzuzeigen, wo die Umsätze durch welches Produkt getätigt werden bzw. getätigt werden sollen. Dazu ist es genauso wichtig, eine detaillierte Kostenplanung zu erstellen, um nachzuvollziehen, wofür wie viel Geld ausgegeben wird.

Auch die strukturelle und optische Aufbereitung spielen eine Rolle: Die Finanzplanung lässt sich gut in die drei Kapitel CF-Planung, GuV und Bilanz einteilen, deren Inhalte jeweils chronologisch dargestellt werden. Unterkapitel sind beispielsweise die Umsatzplanung oder Kostenplanung in der GuV. Dabei sollten Gründerinnen und Gründer darauf achten, eine gute Mischung aus Grafiken, Tabellen und Fließtext für einen ansprechenden Lesefluss zu schaffen. Detaillierte Berechnungen finden dafür auch im Anhang Platz.

Über BayStartUP

BayStartUP unterstützt innovative Gründerinnen und Gründer durch die Bayerischen Businessplan Wettbewerbe, ein breites Start-up-Ausbildungsprogramm und Europas größtes Investorennetzwerk dabei, ihr Unternehmen erfolgreich an den Markt und durch die ersten Finanzierungsrunden zu steuern. BayStartUP ist dabei neutraler und nicht-kommerzieller Ansprechpartner für Startups und Kapitalgeber. Im BayStartUP Investoren-Netzwerk sind über 350 Business Angels und Family Offices sowie mehr als 150 Venture-Capital-Geber aus dem Frühphasenbereich aktiv. Durch BayStartUP begleitete Unternehmen sind heute mit über 13.100 Mitarbeitern am Markt aktiv und erwirtschaften einen Umsatz von fast 1,4 Mrd. Euro.

Alle Informationen: www.baystartup.de

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