Vier wichtige und zwei unwichtige Statistiken zur Start-up-Szene 2020
Trotz Corona werden immer mehr Start-ups gegründet.
Katharina und Christian, beide 35, sind die typischen Gründer eines Software-Start-ups - zumindest wenn man den Daten des neuen Startupdetectors 2020 Glauben schenken darf. Die Autoren haben namentlich die Handelsregistereinträge analysiert, um das Geschehen in der Start-up-Szene im vergangenen Jahr auszuleuchten. Demnach sind Katharina und Christian die beiden beliebtesten Vornamen von Gründern, Founder zählen durchschnittlich 35 Lenze und die meisten neugegründeten Start-ups stammen aus der Softwarebranche. Doch einige Ergebnisse sind auch mit weniger Augenzwinkern zu quittieren.
Inhalt: Vier wichtige und zwei unwichtige Statistiken
1. Trotz Corona werden mehr Start-ups gegründet
Nach einer Analyse der Handelsregistereinträge wurden im vergangenen Jahr 2857 Start-ups in Deutschland gegründet, was einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 12,5 Prozent bedeutet. Ohne Corona wäre der Aufschwung deutlich höher ausgefallen, denn der Startupdetector hat im zweiten Quartal einen Einbruch der Neueinträge im Handelsregister ausgemacht, was zeitlich mit dem ersten Corona-Lockdown zusammenfällt. Da gleichzeitig die Anmeldungen anderer Unternehmen sanken, kletterte der Anteil der Start-ups an den neugegründeten Unternehmen von 2,5 auf 2,9 Prozent. Dies mag auch daran liegen, dass traditionell etwa vier von fünf Start-ups im Firmenkundengeschäft tätig sind und nur eines im Privatkundengeschäft.
2. Berlin, Bayern und NRW führen
Ähnlich wie bei unserem Top 50-Start-ups-Jahrgang 2020 kommen die meisten Wachstumsunternehmen aus Berlin, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Der Startupdetector zählte 2020 in der Hauptstadt 681 Neugründungen – ein Anstieg um 10,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In Bayern und NRW stiegen die Zahlen sogar um 20 Prozent auf 546 und um 15,2 Prozent auf 478 Neugründungen an. Damit holten die beiden größten Bundesländer gegenüber der Start-up-Hauptstadt auf.
3. Vorsprung von Berlin ungebrochen
Freilich sind NRW mit 18 und Bayern mit 13 Mio. Einwohnern deutlich größer als Berlin mit seinen 3,6 Mio. Bewohnern. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl fällt der Vorsprung Berlins zu den Flächenländern weiterhin beträchtlich aus. Während in Berlin 35,6 Start-up-Neugründungen auf 100.000 Einwohner kamen, waren es in Bayern gerade einmal 7,7, was aber im Bundesländerranking immer noch für den dritten Platz reichte. Auf Platz zwei kam Hamburg mit 23,5 Neugründungen auf 100.000 Einwohner. Allerdings stammen von den bayrischen Neugründungen allein 352 oder 64,5 Prozent aus München, womit sich die Bayernmetropole wiederum vor die Hansestadt schiebt.
4. Medizin und eCommerce holen zu Software auf
Unter den Branchen kann Software mit 463 Neugründungen den ersten Platz behaupten; gegenüber 2018 bedeutet dies allerdings ein Minus von 5,5 Prozent. Dagegen legte die Zahl der Neugründungen im Bereich eCommerce um 64,4 Prozent auf 337 und in Medizin um 13,4 Prozent auf 331 zu. Dass die Zahl der Start-ups aus dem Umweltbereich bei 34 stagnierte, erscheint angesichts des Ökobooms wenig plausibel.
5. Sind Start-up-Gründer wirklich so alt?
Nach den Erfahrungen aus dem Top 50 Start-ups Jahrgang 2020, aber auch von anderen Brancheninsidern stammt eine Großzahl der Start-up-Gründer direkt von der Uni – sie sind daher eher jung. Dagegen kommt der Startupdetector zu einem anderen Ergebnis. Demnach ist der durchschnittliche Start-up-Gründer bereits 35,4 Jahre alt, wobei dies je nach Branche deutlich variiert. Während Gaming-Gründer nur 31,5 Lenze zählen, sind die Gründer aus den Bereichen Medizin und Energie durchschnittlich bereits über 39 Jahre alt. Tatsächlich sind Gründer aus Bereichen mit langen Studiengängen wie Medizin oder einem hohen Anteil an Promovierten wie Energie und Umwelttechnologie etwas älter. Dennoch bleiben die Zahlen zumindest fraglich.
6. Das Founder-Duo Katharina und Christian
Ein Kuriosum am Ende: Der Startupdetector will auch die zehn beliebtesten Vornamen von Gründerinnen und Gründern ermittelt haben. Bei den Damen stehen Katharina, Johanna und Julia, bei den Herren Christian, Sebastian und Alexander ganz vorn. „Bei den männlichen Vornamen finden wir erst weit hinten mit jeweils drei Vorkommen Namen wie Stanislav, Sergej, Samir, Mohamed oder Mehmet“, schreibt der Startupdetector. Bei der Diversität herrscht offenbar noch Nachholbedarf.