„Bei der Gründungsförderung gehört Sachsen-Anhalt zum oberen Drittel der Länder“
Beim Investforum kämpften 25 Start-ups um 27 Mio. Euro
Ein Helm wie aus einem Science-Fiction-Film. Doch tatsächlich handelt es sich um eine Virtual-Reality-Brille. Unter ihr versucht ein Besucher des Investforums in Halle mit seiner Hand einen virtuellen Ball in eine ebenso virtuelle Torwand zu bugsieren. Was wie ein Kinderspiel aussieht, ist jedoch bitterer Ernst. Es handelt sich um einen neuen Ansatz zu einer Schlaganfall-Therapie, die Smart Reha entwickelt.
Spielend Schlaganfallsfolgen verringern
Laut Benjamin Zober von dem Magdeburger Start-up kommt es bei Schlaganfall-Patienten auf die ersten drei Monate an, um mit dem Trainieren der motorischen und geistigen Fähigkeiten die Spätfolgen zu minimieren. Doch die von den Krankenkassen bezahlte Reha reicht dafür schon allein zeitlich nicht aus.
Mit dem Gerät von SmartReha können fortan Patienten selbständig und kostengünstig trainieren, und damit die Folgeschäden geringhalten. „Wenn der linke Arm beispielsweise betroffen ist, kann man den rechten Arm spiegeln, so dass das Gehirn die Vorgänge für den linken Arm wiedererlernt“, erklärt Zober.
Kronos von den Top 50 Start-ups dabei
Doch SmartReha ist nur eines von 25 Start-ups aus ganz Deutschland, die beim Investforum in Halle um die Gunst von etwa 70 Investoren pitchen. Die Start-ups melden einen Finanzierungsbedarf zwischen 50.000 und 5 Mio. Euro an, womit es insgesamt um immerhin 27 Mio. Euro geht. Die Idee dabei: Investoren und Start-ups bei einem Event zusammenzubringen. Von den Top 50 Start-ups war übrigens Kronos aus Dresden am Start, das smarte Agrarmaschinen entwickelt.
„Nach Erfahrung aus den vergangenen Jahren erhalten rund ein Drittel der teilnehmenden Start-ups eine Finanzierung“, erzählt Daniel Worch vom Investforum. Er hält die Start-up-Förderung Sachsen-Anhalts für vorbildlich. „Bei der Gründungsförderung gehören wir zum oberen Drittel aller Bundesländer.“
„Speed-Dating“ zwischen Gründern und Investoren
Bei der Veranstaltung stellen die Start-ups den versammelten Investoren ihre Geschäftsidee kurz in einem Pitch vor. Später kommt es zu einem „Speed-Dating“, einem kurzen Einzelgespräch, zwischen den Gründern und individuellen Investoren. Das Ganze wird mit einem umfangreichen Abendprogramm zum Netzwerken ergänzt.
Bei einer zugereisten Gründerin aus Berlin kommt die Veranstaltung jedenfalls gut an. „Ich finde die Veranstaltung richtig gut, da kann sich Berlin etwas von abschneiden“, sagt die Start-up-Gründerin, die namentlich nicht genannt werden möchte, weil sie selbst an Wettbewerben in der Hauptstadt teilnimmt. „In Berlin gibt es zwar viele Events, aber die sind häufig kaum vorbereitet.“
Abendsieger hat erstmals ein Pitch-Event besucht
Beim Investforum hatten die Investoren die Möglichkeit, einen leider nur virtuellen Scheck an ihre favorisierten Start-ups zu vergeben. Das Start-up mit den meisten falschen Schecks erhielt am Abend einen echten Scheck über 2500 Euro. Diesen Preis sicherte sich Sencircle aus Halle, das mit vereinfachten und assistierten Softwarelösungen auf Tablets Senioren den Zugang zum Internet ebnen will. „Das war unser erstes Pitch-Forum“, freut sich Daniel Krüger von Sencircle. „Unser Teilnahmeziel war eigentlich nur zu sehen, ob es für unsere Idee einen Markt gibt und ob das ankommt.“ Die Antwort darf Krüger in Gestalt von 2500 Euro nachhause tragen.