Drum prüfe, wer sich ewig bindet: Die Kunst Co-Founder zu finden
Start-up-Gründer müssen sich funktional ergänzen und auch die Chemie muss stimmen.
Die Qualität des Gründerteams entscheidet maßgeblich über Erfolg und Misserfolg eines Start-ups. „Ein erstklassiges Gründerteam wird auch eine mittelmäßige Geschäftsidee zum Erfolg führen“, sagt beispielsweise Frank Müller von Business Angels FrankfurtRheinMain. „Dagegen scheitert ein mittelmäßiges Team oft mit einer erstklassigen Idee.“
Inhalt: Wie und wo man Co-Founder findet
1. An einem guten Team führt kaum ein Weg vorbei
Laut Müller müssen vor allem die Themen Produkt und Technik, der kaufmännische Bereich und der Vertrieb durch das Team der Founder überzeugend abgedeckt werden. Da dies von einer einzelnen Person kaum geleistet werden kann, legen Investoren großen Wert auf die Qualität des Gründerteams, weshalb es auch Einzelkämpfer in der Start-up-Branche schwer haben. Doch wie finden Start-up-Gründer in spe passende Co-Founder?
2. Co-Founder sind schwer zu finden
Das ist offenbar keine leichte Aufgabe, denn die meisten Leute, die man kennenlernt, scheinen als Geschäftspartner ungeeignet. „(Co-)Founder sind auch sehr, sehr selten“, meint Holger Willeke, Co-Founder von Airstier in Hannover, wo an der Entwicklung effizienterer E-Maschinen gearbeitet wird. „Die meisten, gefühlte 99,8 Prozent, wollen einfach nur einen Job. Es ist immer sehr schwierig, einen Co-Founder zu finden.“
Nach Willekes Erfahrung gibt es keine goldene Regel, wie und wo sich Co-Founder finden lassen. Vielmehr spiele Glück keine unerhebliche Rolle. Allerdings gebe es Möglichkeiten, seinem Glück ein wenig auf die Sprünge zu helfen. „Einfacher wird es, wenn man sich oft in einem Co-Workingspace aufhält und dort zu Veranstaltungen geht“, berichtet Willeke. „Dort sind die Themen ‚Gründen‘ und die ‚Gründer‘ nicht weit entfernt. Hilfreich ist es auch, schon einmal ein (kleines) Projekt (ggf. allein) gemacht zu haben und dadurch ein Netzwerk aufzubauen mit Leuten, die alle irgendwie schon einmal selbständig waren oder sind.“
Bei Aivy in Berlin scheint Glück ebenfalls eine Rolle gespielt zu haben, wie CEO und Co-Founder Florian Dyballa berichtet: „Boas [Bamberger] kannte ich aus meiner früheren Gründung und wir kamen ins Gespräch, als er mein Abstract übersetzt hatte. David [Biller] haben wir auf einer Gründerveranstaltung hier in Berlin getroffen und Arbnor [Raci] kannte er, weil sie zuvor bereits gemeinsam Projekte für gemeinsame Kunden umgesetzt hatten.“ Aivy entwickelt eine App, die durch intelligente Algorithmen bei der Berufswahl hilft.
Die meisten, gefühlte 99,8 Prozent, wollen einfach nur einen Job. Es ist immer sehr schwierig, einen Co-Founder zu finden.
Holger Willeke, Co-Founder von Airstier3. Die besten Chancen bieten offenbar Unis
Dennoch fällt auf, dass viele Co-Founder an den gleichen Unis studiert haben. So stammen sämtliche der drei Gründer von Oculavis von der RWTH Aachen ebenso wie die drei Gründer von Fibrecoat. Die drei Founder von MotionMiners in Dortmund wiederum haben an der dortigen Technischen Universität studiert.
Tatsächlich kennen sich Sascha Feldhorst und Sascha Kaczmarek von MotionMiners aus der Zeit, als sie gemeinsam an einem Lehrstuhl der TU Dortmund gearbeitet haben. Die beiden wiederum haben René Greszick als Student an der Hochschule kennengelernt, wie Feldhorst berichtet. Daraus haben sich erst freundschaftliche Bande entwickelt. Ein Zufall brachte die drei dann wieder zusammen, um gemeinsam an der Idee hinter MotionMiners zu arbeiten. Sie versuchten mit Hilfe tragbarer Sensoren Daten zu den Arbeitsabläufen und der Logistik von Industrieunternehmen zu sammeln, diese anhand von Algorithmen und künstlicher Intelligenz zu analysieren und zu optimieren.
4. Stimmt die Chemie im Founder-Team?
Wie Müller bereits ausgeführt hat, wollen Investoren, dass das Gründerteam sämtliche zentralen Themen wie Produkt und Technik, Betriebswirtschaft und Unternehmensführung sowie Marketing und Vertrieb abdecken.
„Das A und O ist es, ein komplementäres Team aufzustellen. Es sollten also möglichst alle relevanten Bereiche abgedeckt werden“, erzählt Dyballa von Aivy. „Bei uns also z.B. Diagnostik, Technik und Business. Entsprechend haben wir unsere Co-Founder über das Netzwerk und Gründer-Veranstaltungen getroffen.“
Doch auch die Chemie der Gründer untereinander muss stimmen. „Es ist sehr wichtig, dass sich die Founder gut ergänzen“, erläutert Feldhorst. „Der eine ist eher gründlich, der andere schnell; der eine handelt aus dem Bauch heraus, der andere will erst einmal gründlich darüber nachdenken.“ Da ein Start-up mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert werde, würden vom Founder-Team unterschiedliche Eigenschaften gefordert. Mal müsse schnell improvisiert werden, ein anderes Mal müsse alles gründlich durchdacht werden. „Wenn alle gleich sind, ist es schwer diese Breite abzudecken.“, warnt Feldhorst. Vielfalt im Gründerteam sei gerade am Anfang wichtig, wenn die Founder aufgrund mangelnder Mitarbeiter Mädchen für alles sind.
Das A und O ist es, ein komplementäres Team aufzustellen. Es sollten also möglichst alle relevanten Bereiche abgedeckt werden.
Florian Dyballa, Co-Founder von Aivy5. Founder müssen ihr Produkt verkaufen wollen
Dennoch gebe es auch im Gründerteam von MotionMiners bedeutende Gemeinsamkeiten. „Wichtig war bei uns, dass alle unser Produkt verkaufen wollten“, ergänzt Feldhorst. Gerade für Start-ups sei der Vertriebsaspekt sehr wichtig. Auch dabei würden unterschiedliche Charaktertypen im Team weiterhelfen, weil sich so unterschiedliche Kundengruppen zielgerichteter ansprechen ließen.
Wichtig war bei uns, dass alle unser Produkt verkaufen wollten.
Sascha Feldhorst, Co-Founder von MotionMiners6. Fazit: Unis und Events bieten die besten Chancen
Investoren investieren meist nur in ein Gründungsteam. Denn nur so lassen sich alle relevanten Aufgaben abdecken und das Unternehmen kann weitergeführt werden, wenn ein Founder beispielsweise krankheitsbedingt ausfällt. Einen passenden Co-Founder zu finden, fällt schwer. Unis und Gründerveranstaltungen bieten noch die besten Chancen, den passenden Mitgründer zu finden.