Betriebliche Altersvorsorge: digital und einfach

Wie das Insurtech Start-up bAV Solutions die Versicherungslandschaft digitalisiert

Luis Weber, einer der drei Gründer von bAV Solutions, verrät Yalun Meng von LEXROCKET im Interview, warum die betriebliche Altersvorsorge langweilig bleiben darf, aber so wichtig ist, und wer die Gründer dabei unterstützt hat, ihr Insurtech erfolgreich aufzubauen.

BAV Solutions Gründerteam

1. Luis, erzähl doch mal wer du bist und was du machst! 

Mein Name ist Luis Weber und ich bin einer der drei Gründer des Insuretech Startups bAV Solutions. Wir kümmern uns um eines der wichtigsten Themen der nächsten Jahre – die Rente. Wir haben eine digitale Plattform für die betriebliche Altersvorsorge gebaut.

Die Plattform wird von Versicherungsvermittlern bei Unternehmen eingesetzt und deckt den gesamten Prozess – vom Eintritt bis hin zum Austritt eines Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin – digital ab. Bedeutet, die Arbeitnehmer*innen können sich auf der Plattform in einer einfachen Sprache über ihre Möglichkeiten informieren und bei Bedarf auch gleich alles online abschließen. 

Als Arbeitgeber habe ich neben einer digitalen Verwaltung einen transparenten Prozess und komme meiner gesetzlichen Verpflichtung durch die Einführung der Plattform nach.

Der Versicherungsvermittler multipliziert durch die größtenteils digitale Abwicklung seine Arbeitskraft. Sein Aufwand wird um 80 Prozent reduziert, bei zeitgleich steigendem Umsatz. Er wird also nicht durch die Plattform ersetzt, sondern in seiner Arbeit maximal unterstützt. 

2. Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Bei dem Wort „Betriebliche Altersvorsorge“ denkt die eine Hälfte der Gesellschaft „was ist betriebliche Altersvorsorge und warum brauche ich das überhaupt?“ und die andere Hälfte hat den Versicherungsvermittler in der Firmenkantine im Kopf, der zu diesem Thema im Akkord berät.

Beide Gedanken sind unserer Erfahrung nach nicht gerade mit positiven Assoziationen verbunden. Und auf Basis dieser Erfahrungen haben wir uns die Frage gestellt: Das muss doch einfacher und transparenter gehen? 

3. Wie habt ihr euch finanziert?

Wir haben unser Start-up die ersten Monate in Teilzeit betrieben und durch erste Umsätze auch den Wechsel in die Vollzeit gut überstanden. Wir haben ein profitables Geschäftsmodell und daher war eine Finanzierung in den ersten Monaten, vor überstandenem Proof of Concept, für uns kein Thema. 

4. Welche Hindernisse musst du beim Thema Fundraising aktuell meistern? 

Ich glaube, dass sich aktuell beim Thema Fundraising die Spreu vom Weizen trennt. Zukunftsfähige und profitable Geschäftsmodelle werden es weniger schwer haben finanzielle Mittel einzusammeln. Im aktuellen Marktumfeld ist lediglich die Frage, zu welchen Konditionen.

So erleben wir aktuell, auf unser Geschäftsmodell bezogen, ein starkes Interesse von Investor*innen, sich an uns zu beteiligen. Denn gerade in Krisenzeiten wird die betriebliche Altersvorsorge aufgrund ihrer Steuer- und Sozialversicherungsvorteile einen Anschub erhalten.

5. Wie wichtig ist jetzt dein Durchhaltevermögen als Gründer?

Durchhaltevermögen ist in jeder Phase als Gründer*in eine der wichtigsten Eigenschaften. Hier gilt es sich nicht allzu sehr von Emotionen treiben zu lassen, sondern sich auf die rationalen Themen zu fokussieren.

Konstruktives ehrliches Feedback darf ruhig mal weh tun – so lange es dabei hilft, das Unternehmen nach vorne zu treiben. 

Luis Weber - Mitgründer von BAV Solutions

6. Wie wichtig ist betriebliche Altersvorsorge? Und warum sollte man sich schon früh darum kümmern? 

Betriebliche Altersvorsorge ist eine der drei Säulen der Altersvorsorge in Deutschland. Sie wird vom Arbeitgeber mit teilweise hohen monatlichen Beträgen bezuschusst und ist somit ein attraktives Anlageprodukt für die meisten Arbeitnehmer*innen. Im Grunde handelt es sich in Teilen, je nach bAV-Modell, um ,,geschenktes Geld‘‘ vom Arbeitgeber.

Je früher ich damit anfange, einen kleinen Teil in meine Altersvorsorge zu investieren, umso höher fällt diese schlussendlich auch aus. Wir werden immer älter und zukünftig steigt auch das Risiko der Altersarmut rasant an. Es macht somit absolut Sinn, sich neben der privaten auch mit der betrieblichen Altersvorsorge auseinanderzusetzen. 

7. Ist bAV wirklich langweilig? 

Betriebliche Altersvorsorge als Vorsorgelösung sollte ABSOLUT langweilig sein. Es handelt sich hierbei um ein stabiles Finanzprodukt, dass ich einmal einrichte und im Alter davon profitiere. Uns geht es darum, die Rentenlücke zu schließen und hierzu wäre ein spekulatives Produkt der falsche Ansatz.

Als Start-up wiederum ist die bAV absolut spannend. Wir bewegen uns hier in einem Marktumfeld, dass vor einer Disruption steht. Digitale Lösungen kommen in den Markt und verändern den B2B Versicherungsansatz. Gerade in Anbetracht dessen, ist es für den Versicherungsvermittler so wichtig, sich diesen Lösungen anzunehmen, um auch in Zukunft eine tragende Rolle zu spielen. Wir gehen davon aus, dass wir eine starke Konsolidierung der Versicherungsvermittler sehen werden. 

8. Wer waren deine wichtigsten Begleiter im Start-up-Leben? 

Neben meinen Mitgründern, vor allem mein privates Umfeld. Hier erhalte ich viel Unterstützung und auch konstruktives ehrliches Feedback. Das darf dann auch ruhig mal weh tun – so lange es dabei hilft, das Unternehmen nach vorne zu treiben. 

Auch hilft mir der Input von Mentor*innen, die diesen Weg schon einmal gegangen sind. So habe ich zum Beispiel bei einem Startup Camp von LEXROCKET sehr viel mitnehmen können. 

9. Dein Tipp an alle Gründungsinteressierten? 

Traut euch. Ich selbst habe die Entscheidung zu gründen, lange herausgezögert. Es gibt aber in meinen Augen keinen Bereich, in dem die Lernkurve so stark nach oben geht wie bei einer Gründung.