Quantune will Diagnostik mit Minilasern revolutionieren

Zunächst Einsatz bei Diabetes geplant

Abenteuerlicher können die ersten Jahre eines Start-ups wohl kaum verlaufen: Im Oktober 2019 frisch aus der Humboldt-Universität (HU) mit einem EXIST-Stipendium gegründet, bezog die Quantune Technologies GmbH Labore im Adlershofer Physikinstitut. Hier sollte ihre neue Produktklasse an Spektroskopiegeräten entstehen: Leistungsstarke, extrem miniaturisierte und sich robust gegenüber Vibrationen verhaltende Infrarotlaser, die mit photoakustischen Sensoren kombiniert werden und so verschiedene analytische Fragestellungen beantworten können − eine revolutionäre Technologie und Namensgeberin der Quantune (Lichtteilchen erzeugen Töne).

Quantune
Das Gründerteam von Quantune (Foto: WISTA Management GmbH)

Corona machte Blitzumzug erforderlich

Im Frühjahr 2020 machte die Corona-Pandemie ein Betreten der Uniräume schlagartig unmöglich. Innerhalb von Stunden musste das Team um die Geschäftsführer Jan-Ferenc Kischkat und Nikolaus Hahne das gesamte Firmenequipment in privaten Wohnräumen und Kellern unterbringen. Schließlich sicherte eine angemietete Wohnung die Arbeitsfähigkeit des jungen Unternehmens, bis es im September 2020 im Innovations- und Gründungszentrum IGZ eine neue und nach eigener Aussage „ideale“ Heimat fand.

Die Gründer machen nicht den Eindruck, als hätte sie das Erlebte in ihrem Tatendrang gebremst. Im Gegenteil: Es gelang ihnen sogar im März 2021 einen siebenstelligen Kapitalbetrag zweier Business Angel-Gruppen und Fördermittel der Investitionsbank Berlin einzuwerben, wodurch Produktentwicklung und Pilotanwendungen für die kommenden Jahre gesichert sind. Außerdem konnten sie sich einen der begehrten Plätze im Hochtechnologie-Inkubator FMD Space der Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland sichern und bekommen nun tatkräftige Unterstützung von der Fraunhofer Gesellschaft und dem Ferdinand-Braun-Institut gGmbH.

Zahllose Einsatzmöglichkeiten für Minilaser

Das Team ist begeistert von den unzähligen Einsatzmöglichkeiten ihres miniaturisierten Quantenkaskadenlasers. Er soll unter anderem dem schmerz- und verletzungsfreien Messen von Blutzucker per Fingerabdruck dienen. „Der Diabetes Typ 2 ist weltweit als Zivilisationskrankheit auf dem Vormarsch. In den meisten Fällen wird er erst erkannt, wenn Organe bereits geschädigt sind. Und hier könnten wir Abhilfe schaffen und in der Früherkennung ansetzen", erklärt Nikolaus Hahne. Integriert in handtellergroße Messgeräte, Smartphones oder Wearables, wie etwa Smartwatches, wäre es Menschen jederzeit möglich, Glukose im Körper so einfach wie jetzt schon die Pulsfrequenz zu messen. Aktuelle Laborgeräte, die dazu in der Lage wären, sind groß, bewegungsempfindlich und kosten mindestens 30.000 Euro. Den Preis ihres Minidiagnosegerätes für den Consumer-Markt beziffern die Quantune-Gründer mittelfristig auf wenige hundert Euro. Denkbar ist auch die Messung anderer Körperparameter, wie Elektrolytwerte bei Dialysepatienten oder auch die Laktatkonzentration von Leistungssportlern.

Einsatzgebiete in Industrie und Qualitätskontrolle

„Außerdem gibt es zahlreiche Anwendungsfelder in der Industrie − wie der Qualitätskontrolle − etwa bei der Herstellung zuckerfreier Nahrungsmittel. Oder auch um die Produktion von alkoholfreiem Bier zu überwachen, dem erst nach dem Brauprozess der Alkohol entzogen wird. Mit der neuen Produktklasse unseres Infrarotspektrometers kann man derartige Industrie 4.0-Prozesse stabil regulieren", so Jan F. Kischkat. Das Infrarotspektrometer sei in der Lage auch minimale Spuren von Stoffen nachzuweisen und könnte so die Lebensmittelindustrie sicherer machen.

Wie aus der Idee ein Start-up wurde

Unternehmer Kischkat bezeichnet sich selbst als „Adlershofgewächs", schrieb seine Diplomarbeit an der Humboldt-Universität und bei der Sentech Instruments GmbH, promovierte zu Laserquellen im mittleren Infrarotbereich und gewann damit 2016 den jährlich von HU, IGAFA Initiativgemeinschaft Außeruniversitärer Forschungseinrichtungen in Adlershof e. V. und WISTA Management GmbH verliehenen Dissertationspreis Adlershof. Coachings und Kontakte, die Kischkat im Zusammenhang mit dem Bewerbungsprozess für den Dissertationspreis hatte, bestärkten ihn in der Idee einer Unternehmensgründung. Diese setzte er schließlich gemeinsam mit seinen zwei Kommilitonen Raphael Schlesinger und Oliver Supplie, dem Biomediziner Hermann von Lilienfeld-Toal und dem Wirtschaftswissenschaftler Nikolaus Hahne um.

Hahne brachte langjährige Erfahrungen in der Konsumgüterbranche mit und orientierte sich als Business Angel neu. Sie alle einte der Wunsch, etwas „Gutes zu tun mit neuartiger Technologie und einer tollen Anwendung“. Hier sind Quantune auf dem besten Weg: Ein voll funktionsfähiger Prototyp ihrer Entwicklung soll noch in diesem Jahr erste Pilotanwendungen in der Industrie ermöglichen.

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