Golden Circle: Das Leadership-Konzept

Das moderne Führungskonzept für Start-ups und andere Gründer

Unternehmer und Fachkräfte brauchen einen Sinn, der sie und andere begeistert. Simon Sineks Golden Circle hilft dabei, dieses Warum zu entdecken und mit Strategien sowie Aufgabenplanung in die Tat umzusetzen.

Golden Circle
Beim Golden Circle starten Unternehmer im innersten Kreise, dem Why. Dann arbeiten sie sich konzentrisch nach außen vor. (Grafik: top50startups.de)

1. Was ist der Golden Circle?

Der Golden Circle wurde vom britisch-amerikanischen Strategen Simon Sinek erfunden, der die Methode in seinem Buch „Start with Why: How Great Leaders Inspire Everyone to Take Action“ vorstellt. Es handelt sich dabei um ein Instrument, mit dem Unternehmen herausfinden können, warum sie tun, was sie tun.

Es geht um das sinnstiftende Fundament, auf dem die gesamte Arbeit des Teams basiert. Doch geht Sineks Modell noch einen Schritt weiter: Mit dem Golden Circle ermittelt ihr nicht nur euer Warum, sondern auch, wie und mit welchen konkreten Maßnahmen ihr dieses Warum umsetzt.

2. Für wen eignet sich der Golden Circle?

  • Für Unternehmer, die ganz am Anfang stehen: Wer bei einer Gründung den Golden Circle anwendet, arbeitet von Beginn an die eigene Vision kristallklar heraus und erstellt daran anknüpfend einen Fahrplan, mit dem sowohl Einzelkämpfer als auch ganze Teams starten können. Der große Vorteil dieser Vorarbeit ist, dass Unternehmer sich nicht in neuen Ideen verlieren, sondern diese immer auf Stimmigkeit mit der Vision überprüfen können. So legen sie auch die Grundlage für ein effektives Ideenmanagement.
  • Für Unternehmer, die ihren Kurs prüfen möchten: Der Golden Circle eignet sich auch für Unternehmer, die bereits seit einigen Monaten oder Jahren am Markt sind, ihr eigenes Warum aber noch gar nicht kennen oder überprüfen wollen, ob sie noch dieselbe Vision haben, mit der sie gestartet sind. Es empfiehlt sich, den Golden Circle alle 6-12 Monate erneut anzuwenden, um den eigenen Kurs zu überprüfen.

Für beide Anwendungsmöglichkeiten gibt es Workshops, in denen Coaches dabei helfen können, die Vision eines Unternehmens herauszufinden.

Viele Teams erarbeiten sich dies jedoch auch in Eigenregie ohne externe Hilfe. Welche Herangehensweise besser funktioniert, hängt vom Team und der Erfahrung in Strategiearbeit ab. Je mehr Übung ihr in der Arbeit mit dem Golden Circle habt, desto eher kommt ihr ohne Unterstützung von außen zurecht.

3. Welches sind die drei Fragen des Golden Circle?

Why – Das Warum als Basis

Sinek zufolge gibt es ein Problem, das viele Unternehmen haben – sie stellen sich die falsche Frage, nämlich: „Was machst du?“

Entsprechend kommen Antworten, die so oder so ähnlich klingen:

  • „Wir entwickeln Vertriebssoftware für kleine mittelständische Unternehmen.“
  • „Wir produzieren nachhaltige Kugelschreiber.“

Das Problem an diesen Antworten ist: Sie reißen nicht mit, entfachen keine Leidenschaft – weder bei potenziellen Kunden noch bei Investoren oder Fachkräften, die auf der Suche nach einem spannenden Job sind.

Sinek empfiehlt Unternehmern daher, sich zu fragen, warum sie tun, was sie tun. Bezogen auf die zwei obigen Beispiele könnte das dann so klingen:

  • „Unsere Vision ist es, dass kleine mittelständische Unternehmen ohne die Hilfe eines Steuerberaters ihre Buchhaltung bewältigen können.“
  • „Wir wollen die Arbeitswelt revolutionieren und Tonnen an Plastik in der täglichen Büroarbeit einsparen.“

Diese Antworten klingen schon wesentlich inspirierender. Und genau darum geht es: Unternehmer müssen Menschen inspirieren, damit sie in das Unternehmen investieren, sei es in Form von Finanzierungen oder der eigenen Arbeitskraft.

Beim Why geht es nicht darum, die eigene Geschäftsidee zu präsentieren. Sinek bringt es auf den Punkt: „Ein Warum schließt den Deal nicht ab, es eröffnet ihn. Es lädt Menschen ein, es gibt Kontext.“

Weiterhin macht Sinek deutlich, dass das Why keineswegs wichtiger ist als die anderen beiden Dimensionen How und What des Golden Circle. Vielmehr ist das Why der Startpunkt, von dem aus alle weiteren Überlegungen erfolgen sollten.

How – Die Strategie austüfteln

Wenn die Vision steht, geht es mit dem Wie weiter: Mit welcher Strategie wollt ihr die Unternehmensvision umsetzen? In diese Phase fällt üblicherweise die Findung bzw. Optimierung von Geschäftsideen und die Entwicklung von Geschäftsmodellen. Weiterhin werden Zielgruppen definiert und eine SWOT-Analyse vorgenommen.

What – Die konkreten Handlungsschritte definieren

Nachdem die Vision klar vor Augen steht und die Strategie schriftlich ausformuliert ist, werden nun die Aufgaben definiert: Wer macht was und bis wann? Ob Kundenabschluss oder der Kauf von Briefmarken: Jeder Beitrag ist wertvoll für die Umsetzung der Vision, und das weiß das Team, da jeder diese Vision und den Sinn der Aufgaben kennt.

4. Beispiele für den Golden Circle

Nicht viele Unternehmen legen offen, ob sie den Golden Circle für die Markenbildung nutzen bzw. genutzt haben. Es funktioniert aber auch der umgekehrte Weg, indem wir uns zwei erfolgreiche Top-Unternehmen anschauen und deren Vision, Strategie und Aktivitäten unter die Lupe nehmen.

Apple

Auf den ersten Blick wirkt Apple wie ein Tech-Anbieter unter vielen. Doch wie kam es dann zum großen Erfolg dieser Firma?

Das wird deutlich am Why, Apples Vision, die sich im Manifest findet: „Das Unternehmen möchte seinen Kunden die beste User Experience durch innovative Hardware, Software und Service bieten.“

Hier ist weder von iPhones noch von MacBooks die Rede, sondern von dem kompletten Fokus auf den Kunden. Diese Leitlinie hatte Steve Jobs bereits in einer legendären Keynote in den 90ern verlauten lassen, als das Unternehmen an Fahrt aufnahm. Bis heute loben Designer, aber auch ganz normale Alltagsuser den einfachen, intuitiven Umgang mit Apple-Produkten − ein Ergebnis also, das sich aus dem Why speist.

Das How zeigt sich bei Apple in Form einer Strategie: Apple-Geräte sind Statussymbole. Das wissen die Marketer und richten sich an eine Zielgruppe, die bereit ist, für Innovationen Geld auszugeben.

Das What drückt sich durch fortschrittliche Produkte wie das iPhone als erstes Smartphone der Welt aus. Auch andere Innovationen wie der iPod gehen auf Apples Kreativkonto.

Wikimedia Foundation

Das Why im Mission Statement lautet: „Die Mission der Wikimedia Foundation ist es, Menschen auf der ganzen Welt zu befähigen und zu motivieren, Bildungsinhalte unter einer freien Lizenz oder im öffentlichen Bereich zu sammeln, zu entwickeln und effektiv und weltweit zu verbreiten.“

Das How zeigt sich in Form der technischen Infrastruktur: Auf die Bildungsinhalte soll frei im Netz über verschiedene Plattformen wie Wikipedia, Wikivoyage, Wikiquote etc. zugegriffen werden.

Damit dieses Vorhaben gelingt, kommt das What ins Spiel: Zehntausende Helfer aus der ganzen Welt arbeiten unentgeltlich und unermüdlich an den Online-Inhalten.

Kleinere Unternehmen profitieren auch vom Golden Circle

Apple und die Wikimedia Foundation haben einmal klein angefangen. Den Antrieb und die Leidenschaft für das Wachstum haben die Unternehmen aus ihrer klaren Vision gezogen. Zu wissen, für welches Ziel das Team jeden Tag arbeitet, stärkt die Mitarbeitermotivation und lässt auch gemeinsam Unternehmenskrisen oder ein Pivot durchstehen.

Der Golden Circle ist also keineswegs nur ein sinnvolles Tool für große Unternehmen, sondern auch für Start-ups. Umgekehrt: Viele Unternehmen sind deshalb so erfolgreich geworden, weil sie sich nach der Methode des Golden Circle entwickelt haben.

Simon Sinek
Bahnbrechend: Mit dem Leadership-Konzept des Golden Circle ist Simon Sinek weltbekannt geworden. (Copyright: Globoforce Limited 2018)

5. Zehn Tipps zum Golden Circle im Überblick

  1. Beginnt mit dem Why, um eure Vision zu erarbeiten.
  2. Bringt eure Vision in kurzen Sätzen auf den Punkt, noch besser ist ein aussagekräftiger Satz.
  3. Die Vision sollte sachlich, aber spannend formuliert sein, sodass sie Neugier bei anderen Menschen weckt.
  4. Nutzt euer ausformuliertes Why als kraftvollen Ausgangspunkt für Elevator Pitches.
  5. Auch in umfangreicheren Pitches lässt sich die Vision auf einer entsprechenden Folie platzieren.
  6. Im Recruiting-Prozess eignet sich das Why ideal, um Fachkräfte auf euch aufmerksam zu machen, z. B. in Unternehmensprofilen auf LinkedIn.
  7. Sorgt dafür, dass alle Teammitglieder die Ergebnisse des Golden-Circle-Prozesses kennen, so können auch Vertrieb und Marketing darauf aufbauen.
  8. Achtet auf realistische Umsetzbarkeit: Auch das mitreißendste Why kann nur durch eine klare Strategie (How) und handfeste, terminierte Maßnahmen (What) zur Entfaltung kommen. So arbeitet ihr effizient und effektiv.
  9. Nutzt Projektmanagement- und Zeitmanagement-Methoden, um das How und das What umzusetzen.
  10. Führt mindestens einmal im Jahr eine Bestandsaufnahme mit dem Golden Circle durch: Hat sich das Why verändert? Dann sollten auch die beiden Dimensionen How und What angepasst werden.